Vergangenen Dienstag erklärte sich die Ukraine in der saudischen Küstenstadt Djidda zu einer 30-tägigen Waffenruhe bereit, sollte Russland ebenfalls den Bedingungen zustimmen. Details der von der US-Regierung vermittelten Einigung wurden nicht bekannt. Eines aber machte die anschließende Erklärung klar, die Kiew und Washington gemeinsam herausgaben: Nur die ukrainische Seite drang in Saudi-Arabien darauf, dass „die europäischen Partner in den Friedensprozess eingebunden werden“. Donald Trump hingegen sieht für die Europäer keine Rolle als Vermittler.

Jetzt wartet die Welt auf den nächsten Schritt des US-Präsidenten, nachdem Russlands Machthaber Wladimir Putin am Donnerstag weitreichende Bedingungen präsentiert hatte. Derweil versuchen die Europäer im Hintergrund Einfluss zu nehmen. Jens Plötner, Sicherheitsberater von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), reiste am Freitag kurzfristig zu Gesprächen nach Washington. Das erfuhr WELT aus Diplomatenkreisen.

Gemeinsam mit seinem britischen Kollegen Jonathan Powell traf Plötner im Weißen Haus Trumps Nationalen Sicherheitsberater Mike Waltz, der in Djidda ebenfalls dabei war. Auch Emmanuel Bonne, der Sicherheitsberater des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, nahm nach WELT-Informationen an dem kurzfristig anberaumten Treffen in Washington teil. Nachfragen nach dem Ergebnis des Treffens blieben bis Redaktionsschluss vom Weißen Haus unbeantwortet.

Starmer lädt zu weiterer Krisen-Konferenz

Die Briten sind federführend bei dem Versuch, Einfluss auf den Friedensplan zu nehmen, den Trump in möglichst kurzer Zeit durchsetzen will. An diesem Samstag lädt der britische Premierminister Keir Starmer deshalb erneut zu einer Krisen-Konferenz der europäischen Verbündeten der Ukraine ein, dieses Mal im Format einer Video-Konferenz. Starmer hatte bereits am Wochenende nach dem Eklat zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und Präsident Trump im Oval Office ein Spitzentreffen in London organisiert. Bundeskanzler Scholz wird auch an dem zweiten, nunmehr virtuellen Gipfel teilnehmen.

Nach britischen Angaben zählen rund 20 Staaten zu einer sogenannten „Koalition der Willigen“, die zur weiteren Unterstützung Kiews gegen den russischen Angriffskrieg bereit ist. Briten und auch Franzosen führen die Gruppe an und wollen verhindern, dass der Ukraine eine Waffenruhe aufgezwungen wird, die nur im russischen Interesse ist, die Verantwortung Russlands als Aggressor ignoriert und keinen dauerhaften Frieden zur Konsequenz hat.

Nach Informationen der „Financial Times“ warb der britische Unterhändler Powell am Freitag in Washington dafür, dass Trumps Friedensplan einen „Backstop“ beinhalte. Damit meint London, dass die US-Streitkräfte als Rückfalloption einschreiten, sollte Putin Friedensvereinbarungen brechen. In ihren Gesprächen mit der US-Seite sind die Briten derweil so vorsichtig, offiziell nicht den Begriff „Sicherheitsgarantien“ zu benutzen. Sicherheitsgarantien lehnt Trump kategorisch ab. Selenskyjs Versuch, ihm diese im Oval Office vor laufender Kamera abzuringen, endete im Eklat.

Unter europäischen Diplomaten nicht nur in Washington ist die Sorge groß, dass sich „Minsk 1 und 2 wiederholen“. Es wäre der Bruch von Friedensvereinbarungen durch Russland. Der Waffenruhe sollen daher nach britischen Vorstellungen stufenweise Verhandlungen folgen. Ein Friedensschluss soll durch eine internationale Truppe, der britische und französische Soldaten angehören, abgesichert werden. Putin lehnt eine Stationierung von westlichen Truppen kategorisch ab und hat mit „gravierenden Konsequenzen“ gedroht.

Erst am vergangenen Wochenende war Sicherheitsberater Powell erneut in Kiew, um die ukrainische Seite vor dem Treffen in Djidda zu beraten. Powell hat wie wenige andere Expertise als Vermittler. Der 68-Jährige war 1997 eine Schlüsselfigur beim historischen Erfolg des damaligen britischen Premiers Tony Blair, einen Friedensvertrag für Nordirland zu schließen.

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