In der Türkei sind den sechsten Abend in Folge Menschen in vielen Teilen der Türkei auf die Straße gegangen. In Istanbul zogen Tausende Studierende in einem Protestzug zum zentralen Kundgebungsort vor der Stadtverwaltung, wie lokale Medien berichteten. Auf ihrem Protestzug erhielten die demonstrierenden Studenten lautstarken Zuspruch von Anwohnern, die auf Kochtöpfe schlugen und ihnen zujubelten. Auch in Ankara gingen erneut Tausende auf die Straße, wie auf Fernsehbildern zu sehen war, und riefen Slogans wie „Regierung, Rücktritt!“.

Die Proteste richten sich gegen die Inhaftierung und vorläufige Absetzung des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamoglu, der als bedeutendster Konkurrent von Präsident Recep Tayyip Erdogan gilt. Seine Partei CHP hat ihn trotz seiner Haft am Sonntag zum Präsidentschaftskandidaten ernannt. Ihm werden Vorwürfe im Zusammenhang mit Korruptions- und Terrorismusermittlungen gemacht. Er bezeichnete die Anschuldigungen als „unmoralisch und haltlos“.

CHP-Chef Özgür Özel rief vor Zehntausenden Demonstrationsteilnehmern in Istanbul am Abend zum Boykott bestimmter Marken auf, die als regierungsnah gelten – darunter etwa eine bekannte Coffee-Shop-Kette und einen Tankstellenbetreiber.

Erdogan richtete sich unterdessen in einer Fernsehansprache erneut mit scharfen Worten an die Opposition. „Hört auf, den Frieden unserer Mitbürger durch eure Provokationen zu stören“, sagte Erdogan in der am Montag ausgestrahlten Rede und fügte an: „Spielt nicht mehr mit den Nerven der Nation. Entfesselt linke Splittergruppen nicht gegen unsere Polizei.“

Er nannte die mehrheitlich friedlichen Demonstrationen eine „Gewaltbewegung“ und kündigte an, die Opposition werde für ihre Protestaufrufe zur Rechenschaft gezogen. Die Demonstrationen sind in großen Städten wie Izmir, Ankara und Istanbul verboten. Laut Zahlen des Innenministeriums von Montagmittag hat es seit Beginn der Proteste mehr als 1000 Festnahmen gegeben. Die seit Mittwoch anhaltenden Proteste sind die größten Demonstrationen in der Türkei seit den sogenannten Gezi-Protesten gegen Erdogan im Jahr 2013.

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