Günther Felßner, 58, ist seit 2022 Präsident des Bayerischen Bauernverbandes. Der CSU-Mann, der ehrenamtlich im Stadtrat von Lauf an der Pegnitz sowie im Kreisrat des Landkreises Nürnberger Land tätig ist, war von seiner Partei als künftiger Bundeslandwirtschaftsminister ins Spiel gebracht worden. Am Dienstag zog er zurück, nachdem radikale Tierschutz-Aktivisten der Gruppe Animal Rebellion auf seinem Hof nahe Nürnberg eine Besetzung durchgeführt hatten.
WELT: Herr Felßner, wie haben Sie diese Aktion der Tierrechtler auf Ihrem Hof empfunden?
Günther Felßner: Das war ein gewalttätiger Übergriff auf meine Familie und in meine Privatsphäre hinein. Meine Frau befand sich im Stall bei den Tieren, als die kamen. Sie hatte Angst um Leib und Leben. Sie war zu Tode erschreckt. Sie hat dann hinterher auch Unterstützung des Kriseninterventionsteams in Anspruch genommen. Solchen Dingen setze ich meine Familie nicht aus. Das sind Antidemokraten und Gewalttäter.
WELT: Die Polizei ermittelt im Augenblick gegen 13 Personen. Der Vorwurf lautet bisher auf Hausfriedensbruch. Im Fokus der Ermittlungen stehen nach Polizeiauskunft zwei Aktivisten, die auch auf Ihr Dach gestiegen sind. Bei den anderen sei der Hausfriedensbruch noch nicht klar, weil Ihr Anwesen nicht eingezäunt sei. Wie bewerten Sie das?
Felßner: Das kann ich nicht bewerten, weil ich mich noch gar nicht darum kümmern konnte, wie die Strafverfolgungen laufen. Ich kenne diese Details nicht. Was ich aber sagen kann: Mein Gelände ist bewusst nicht eingezäunt. Wir sind zwei Landwirte nebeneinander, ein Pensions-Pferdehalter und ich. Bei uns können sich die Menschen einen Eindruck verschaffen, wie die Tiere gehalten werden. Da kommen beispielsweise Mamas mit ihren Kindern. Zwischen den beiden Höfen haben wir einen Weg, eine geteerte Straße, man sieht eindeutig, da verläuft die Grenze. Man erkennt das auch am Bodenbelag, dass das private Hofflächen sind.
Aber es stimmt: Wir verzichten auf Zäune und genießen es, wenn Eltern mit Kindern kommen. Es gibt aber auch Grenzen. Am Stall sind Schilder, dass man nur mit Erlaubnis hereindarf. Es darf nicht jeder einfach so rein. Die Leute aus dem Dorf kenne ich, wenn die kommen, können sie rein. Wenn Fremde kommen, dann fragen die. Aber diese Leute (von Animal Rebellion, d. Red.) haben nicht gefragt. Und sie haben gewusst, dass sie das nicht dürfen. Das ist ein Riesenunterschied. Die müssen sich auch nicht rausreden. Die wissen, dass sie die Erlaubnis nicht bekommen hätten.
WELT: Hausfriedensbruch ist ein Antragsdelikt. Das heißt, Sie müssten einen Strafantrag stellen, damit nach der Polizei auch die Staatsanwaltschaft tätig wird. Werden Sie das tun?
Felßner: Den Kopf habe ich mir noch nicht gemacht. Zuerst war mir meine Familie wichtig. Dann habe ich meine Pressekonferenz organisiert. Mein Stand ist, dass die staatlichen Behörden von sich aus ermitteln, weil der Übergriff eine gewisse Schwere hatte. Die Polizei ermittelt auch ohne Anzeige schon jetzt. Die haben mir gesagt, wegen der Qualität des Übergriffs leiten sie Ermittlungen ein. Ich erwarte, dass der Rechtsstaat rechtsstaatliche Prinzipien auch durchsetzt.
WELT: Wie geht es weiter? Ist eine politische Karriere für Sie damit jetzt erledigt –oder können Sie sich das noch vorstellen?
Felßner: Ich bin ein politisch denkender Mensch. Ich bin seit 20 Jahren im Stadtrat und im Kreistag und seit fast 15 Jahren an verantwortlicher Stelle im Bauernverband. Das mache ich mit ganzer Kraft. Ich mache das, was ich auch vorher schon gemacht habe. Ich habe genug Arbeit und Aufgabe. Und eine politische Karriere plant man ja nicht. Auf mich kam im Herbst dieses Angebot zu. Ich habe das angenommen und habe dafür gebrannt. Ich hätte das gern gemacht, aber nicht unter diesen Umständen.
Christoph Lemmer berichtet für WELT als freier Mitarbeiter vor allem über die Politik in Bayern.
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