Es ist eine eiserne Regel bei jeder Regierungsbildung: Die Posten werden zum Schluss vergeben. Daran werden sich auch Union und SPD in der entscheidenden Phase ihrer Koalitionsverhandlungen halten, die am Freitag beginnt. Hinter den Kulissen wird aber längst ausgiebig darüber diskutiert, wer in einem vom voraussichtlichen Kanzler Friedrich Merz (CDU) geleiteten Kabinett was werden könnte.

Wichtig bei der Verteilung: Die Ministerien haben eine unterschiedliche Machtfülle. Zu den „Premium Ressorts“ gehören Finanzen, Innen, Verteidigung, Wirtschaft, Arbeit und Außen. Ein Überblick über die Spekulationen.

Wie viele Posten sind überhaupt zu vergeben?

Derzeit gibt es 15 Bundesministerien, deren Chefs dem Kabinett unter Leitung des Bundeskanzlers angehören. Daneben hat der Kanzleramtschef den Rang eines Bundesministers. Macht zusammen 17 Mitglieder im ursprünglichen Ampel-Kabinett.

Aber: Fast jede neue Regierungskoalition hat den Zuschnitt der Ministerien an einer oder an mehreren Stellen verändert. Da sich Schwarz-Rot wie schon die Ampel den Bürokratieabbau auf die Fahnen schreiben wird, dürften es auf keinen Fall mehr Ministerien werden. Merz will aber unbedingt ein Digitalministerium. Dafür müsste dann an ein anderes eingespart oder mit einem anderen Haus fusioniert werden.

Welche Ministerien kommen dafür infrage?

Die Union fordert in den Verhandlungen die Eingemeindung des Entwicklungsressorts ins Auswärtige Amt. Die SPD, die mit Svenja Schulze derzeit die Entwicklungsministerin stellt, stemmt sich dagegen. Auch ein eigenständiges Ministerium für Bauen und Wohnen – ebenfalls eine SPD-Domäne – gilt einigen in der Union als verzichtbar. Es könnte zum Beispiel in einem Infrastrukturministerium zusammen mit Verkehr aufgehen.

Welche Partei bekommt wie viele Posten?

Kanzler und Kanzleramtschef werden sicher von der stärksten der drei Regierungsparteien CDU gestellt. Bei 15 Ministerien gilt die Formel 6-6-3 als die wahrscheinlichste: jeweils sechs Ministerien für CDU und SPD und drei für die CSU – auch wenn einige in der CDU unter Verweis auf die Kräfteverhältnisse bei der Wahl gerne mehr Ministerien als die SPD hätten.

Ressortzuschnitt und Vergabe der Ministerien an die Parteien werden in der Regel schon im Koalitionsvertrag festgeschrieben. Die Auswahl der Personen ist danach Sache der Parteien.

Wer bekommt welches Ressort?

Die zentrale Frage bei der SPD ist: Was macht Parteichef Lars Klingbeil? Es gilt als wahrscheinlich, dass er Vizekanzler im Kabinett wird und von diesem Posten aus auf eine Kanzlerkandidatur 2029 zusteuert.

Klingbeils Leidenschaft ist zwar die Außenpolitik. Statt ins Auswärtige Amt dürfte es ihn aber eher ins deutlich mächtigere Finanzministerium ziehen.

Dafür gibt es noch einen weiteren Grund – und der heißt Boris Pistorius. Der nach allen Umfragen beliebteste Politiker Deutschlands will weiter Verteidigungsminister bleiben.

Wenn es so kommt, könnten Kanzleramt und Auswärtiges Amt erstmals seit fast 60 Jahren von derselben Partei besetzt werden, der CDU. In der Union kursieren mehrere Namen: Ex-NRW-Ministerpräsident Armin Laschet gilt als Vize-Präsident der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und früherer Europaparlamentarier als bestens vernetzt, mit guten Kontakten zu Frankreich.

Auch dem für Außen und Verteidigung zuständigen Fraktionsvize Johann Wadephul, dem früheren Chef des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Norbert Röttgen, oder dem Europaparlamentarier David McAllister werden Chancen auf das Ministeramt eingeräumt.

Als so gut wie gesetzt gilt Generalsekretär Carsten Linnemann für das Wirtschaftsministerium. Laut „Bild“ könnte aber auch Ex-Gesundheitsminister Jens Spahn den Posten bekommen.

Es gilt als unwahrscheinlich, dass die SPD ihr Stammministerium Arbeit und Soziales abgeben wird. Als mögliche Nachfolgerin wird Ex-SPD-Bundestags-Präsidentin Bärbel Bas gehandelt.

Der Innenminister werde wohl von CDU/CSU gestellt, heißt es bei „Bild“ weiter. Er müsse zwingend von der Union kommen, um glaubwürdig den eigenen politischen Anspruch auf eine Migrationswende aufrechtzuerhalten. Der wahrscheinlichste Kandidat: CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt.

Für das Bildungsressort wird die aktuelle schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien (CDU) genannt. Die Niedersächsin und stellvertretende CDU-Vorsitzende Silvia Breher können sich etliche als Familienministerin oder – sollte die CSU verzichten – als Agrarministerin vorstellen.

Für das Forschungsministerium könnte Dorothee Bär (CSU) verantwortlich werden.

Der Einzige, der auf CSU-Ticket eigentlich gesetzt war, ist raus: Bayerns Bauernpräsident Günther Felßner, den CSU-Chef Markus Söder gerne zum Agrarminister gemacht hätte, hat nach einer Protestaktion von teils vermummten Aktivisten direkt auf seinem Hof seinen Verzicht auf den Posten erklärt. Söder will weiterhin das Agrarressort besetzen – möglicherweise mit der bayerischen Ressortchefin Michaela Kaniber? Offen.

Da die SPD ihre Posten paritätisch besetzen wird, dürfte es auf höchstens drei Männer und drei Frauen hinauslaufen. Da Nancy Faeser das Innenministerium wahrscheinlich an die Union verliert, könnte sie zu Justiz wechseln.

Svenja Schulze würde gerne Entwicklungsministerin bleiben. Auch Parteichefin Saskia Esken werden Ambitionen auf einen Kabinettsposten nachgesagt, sie ist aber nicht erst seit der Wahlniederlage erheblich unter Druck.

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