In den ersten Monaten seiner Amtszeit wirkt Donald Trump unzerstörbar. Scheinbar ohnmächtig schauen die Demokraten zu, unfähig ihn zu stoppen. Doch jetzt geht eine Wahl in Wisconsin verloren, Elon Musk wird zur Belastung. Und mit den Zöllen geht Trump ein immenses Risiko ein.
Am Dienstagabend passierte etwas vollkommen Ungewohntes: Die US-Demokraten hatten Grund zum Jubel. Eine der ihren, die Richterin Susan Crawford, wurde in den Obersten Gerichtshof des Bundesstaates Wisconsin gewählt. Der Republikaner Brad Schimel hatte das Nachsehen - und mit ihm Elon Musk, mittlerweile so etwas wie der Schatten-Vize von Präsident Donald Trump.
Für die Wahl in Wisconsin hatte Musk sich eine Auszeit von seinem Hauptjob als Abrissbirne der Washingtoner Bürokratie genommen. Der Tesla-Chef warf sich mit allem, was er hatte, in den Wahlkampf - mit großen Worten und jeder Menge Geld. Die Wahl auf den vakanten Richterposten verklärte Musk zur alles entscheidenden Wegscheide für, - nicht nur Wisconsin, auch nicht die USA, sondern für die ganze Welt. 23 Millionen Dollar seines eigenen Geldes soll er eingesetzt haben, bei einer Wahlkampfrede verloste er zwei Schecks über eine Million Dollar unter den Schimel-Unterstützern.
Die Sache ging schief. Vielen stieß der Eindruck übel auf, Musk wolle Stimmen und letztlich den Richterposten kaufen. Am Ende setzte sich die von den Demokraten nominierte Crawford mit zehn Punkten Vorsprung durch. Eine klare Niederlage für Musk und auch für Trump. Aber geht es darüber noch hinaus? Ist das vielleicht sogar ein erster Riss im System Trump?
Zumal Trump nun mit den Zöllen gegen die ganze Welt - außer Russland - ein immenses Risiko eingeht. Fachleute sind sich ziemlich einig, sie schaden der amerikanischen Wirtschaft. Trumps erratisches Verhalten, dieses Hin-und-Her bei den Zöllen, macht es Unternehmen nicht leichter, nun massiv in den USA zu investieren. Denn das wünscht sich ja der Mann im Weißen Haus. Dafür aber bräuchten sie verlässliche Rahmenbedingungen über Jahre - traut die Trump irgendjemand zu?
Stattdessen erwarten Experten steigende Preise - also Inflation. Aber die war für viele Wähler der Grund, Trump zu wählen. Der versprach im Wahlkampf, die Inflation sofort zu beenden. Stattdessen wird das Leben für die Amerikaner wieder teurer.
Trump gewann Wisconsin nur knapp
Zurück nach Wisconsin. Trump gewann den Bundesstaat im vergangenen November - allerdings nur äußerst knapp. Gerade einmal rund 30.000 Stimmen mehr als Kamala Harris bekam er. Lange war der Swing State eine Demokraten-Hochburg. Diesmal stand Trump aber nicht auf dem Wahlzettel und anders als Musk machte er auch nicht persönlich Wahlkampf in dem Bundesstaat. Musk hingegen engagierte sich so stark, dass die Demokraten die Wahl zu einem Referendum über seinen versuchten Kahlschlag in Washington erklärten. Mit durchschlagendem Erfolg. Aber es stand eben nicht Trump, sondern Musk im Mittelpunkt der Kritik.
Andererseits: 2023 wurde ebenfalls ein vakanter Richterposten in Wisconsin neu besetzt und das Ergebnis sah ziemlich genauso aus wie jetzt - obwohl Trump ein Jahr später gewann. Bei dieser Richterwahl war allerdings die Wahlbeteiligung deutlich höher als vor zwei Jahren. Was man sagen kann: Die Wähler der Demokraten kamen in Massen an die Urnen. Den Republikanern und Musk gelang es dagegen nicht, die Trump-Wähler zu mobilisieren. Rückschlüsse über die Zufriedenheit mit Trump lässt das aber nur begrenzt zu.
Eher bestätigt sich eine Beobachtung aus den vergangenen Jahren: Die Trump-Wähler fühlen sich vor allem durch Trump motiviert und stimmen nicht automatisch für jeden x-beliebigen Republikaner.
Musk wiederum hat sich eine blutige Nase geholt. Im Wahlkampf scheint er vor allem der Gegenseite geholfen haben. Die meisten Abgeordneten dürften auf solche Hilfe gern verzichten. Zumal manche von ihnen die Wut der Wähler in ihren eigenen Wahlkreisen schon zu spüren bekommen haben. Musk ist USA-weit unbeliebt. Meldungen, Musk werde das Weiße Haus bald verlassen, dementierte die Trump-Administration zwar. Doch seine Arbeit ist auf 130 Tage angelegt. Die sind Ende Mai oder Anfang Juni vorbei. Nach der Niederlage in Wisconsin und der wachsenden Unzufriedenheit mit ihm landesweit sieht es danach aus, dass er spätestens dann seine Sachen packt. Zumal sein Unternehmen Tesla in schwierigem Fahrwasser ist. Entsprechend äußerte sich Trump am Montag.
Auch in Florida schmolz Vorsprung
Eine Trendwende war die Wahl in Wisconsin jedenfalls (noch) nicht. Auch nicht in Verbindung mit den Wahlen in Florida. Dort wurden zwei Sitze des Repräsentantenhauses nachbesetzt. Es handelte sich um die Sitze von Abgeordneten, die ins Kabinett Trumps wechselten oder wechseln wollten: Matt Gaetz, der Generalstaatsanwalt werden wollte, aber zurückzog, und Mike Waltz, mittlerweile Trumps Sicherheitsberater. Im November hatten beide ihre Sitze mit mehr als 30 Prozentpunkten Vorsprung gewonnen. Ihre Nachfolger gewannen ebenfalls klar, allerdings nur noch mit jeweils etwa 14 Prozentpunkten mehr als die Gegner.
Auch das ist zunächst nur eine Momentaufnahme. Zumal diese Nachwahlen ohne den einstigen Vollzeit-Wahlkämpfer Trump stattfanden. Für Prognosen über einen Demokraten-Erfolg bei den Zwischenwahlen zum Kongress im Herbst 2026 ("Midterms"), von dem manche Trump-Gegner bereits träumen, reichen solche Ergebnisse jedenfalls nicht. Der US-Präsident sitzt erstmal weiter fest im Sattel - und wochenends im Golfmobil.
Aber selbst Trump scheint sich möglicher Grenzen bewusst zu sein. Nach seinem Wahlsieg hatte er die New Yorker Abgeordnete Elise Stefanik als UN-Botschafterin nominiert. Doch Ende März zog er die Kandidatur zurück. Sie sollte stattdessen im Kongress bleiben. Wäre sie zur UNO gewechselt, hätte auch ihr Sitz neu gewählt werden müssen. Trump befürchtete wohl, ihn zu verlieren.
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