Nach Wochen der Schockstarre formiert sich zum ersten Mal in der neuen Amtszeit Donald Trumps Widerstand gegen den US-Präsidenten und seine Regierung. Tausende demonstrieren am Samstag in mehreren US-Städten. In der Hauptstadt Washington ziehen die Menschen unter dem Motto „Finger weg!“ zur in der Nähe des Weißen Hauses gelegenen Parkanlage National Mall, um ihren Unmut über den Republikaner und dessen Berater Elon Musk kundzutun.

Auch in Dutzenden anderen Städten gibt es große Protestaktionen – etwa in New York, Atlanta, Boston, Detroit oder Chicago. Die Veranstalter sprechen von „Millionen“ Teilnehmern bei insgesamt mehr als 1300 Versammlungen. Offizielle Zahlen oder Schätzungen gibt es nicht. Auch in mehreren europäischen Städten gab es Kundgebungen gegen Trump.

Die Demonstranten in Washington tragen Schilder mit Aufschriften wie „Nicht mein Präsident!“, „Hört auf, Amerika zu zerstören“, „Schande über Trump“, „Finger weg vom Rechtsstaat“ und „Finger weg von der Sozialversicherung“. Auf anderen Plakaten rufen die Protestierer dazu auf, die Verfassung zu verteidigen, Trump des Amtes zu entheben und das Sozialsystem nicht anzutasten. Ein loses Bündnis linker Gruppierungen hatte in mehr als tausend US-Städten zu Protesten gegen Trump aufgerufen.

Die Demonstranten kritisieren unter anderem Trumps Vorgehen gegen Migranten ohne Aufenthaltsgenehmigung, den Kahlschlag bei Bundesbehörden und Regierungsprogrammen und die aggressive Zollpolitik des Präsidenten. Sie werfen dem 78-Jährigen auch vor, die Demokratie und den Rechtsstaat auszuhöhlen.

„Es ist äußerst besorgniserregend zu sehen, was mit unserer Regierung passiert, und dass die Gewaltenteilung vollkommen überrannt wird“, sagt die 66-jährige Demonstrantin Jane Ellen Saums. Der Bürgerrechtsaktivist Graylan Hagler sagt, die Trump-Regierung habe „einen schlafenden Riesen“ geweckt. „Wir werden uns nicht setzen, wir werden nicht schweigen, und wir werden nicht weggehen.“

Unter den Demonstranten in Washington sind vier Frauen – Trish, Laura, Laurel und Jacky. Trish lebt in der US-Hauptstadt, Laura, Laurel und Jacky sind aus den Bundesstaaten North Carolina und Virginia angereist. Sie halten das, was derzeit im Land passiert, für gefährlich. Jacky kritisiert, Trump sei ein „angehender Autokrat“, der lieber mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin anbandele als mit demokratisch gewählten Staatschefs. „Wir respektieren die Demokratie, wir respektieren ihre Regeln – und dies ist eine Regierung, die eine Regel nach der anderen bricht“, beklagt Trish. Trump entfremde das Land von seinen traditionellen Verbündeten.

Die Kritik richtet sich aber nicht nur gegen Trump selbst, sondern auch gegen Tech-Milliardär Elon Musk, der sich aus Sicht vieler zu sehr in Regierungsgeschäfte einmischt. Auch in New York demonstrieren trotz Nieselregens Tausende gegen Trump und Musk – den Chef des E-Auto-Unternehmens Tesla, der im Weißen Haus ein und aus geht. Im Bryant Park halten Demonstranten Schilder in die Höhe mit Aufschriften wie „Zieht Elon den Stecker“ oder: „Ich kann das hier überhaupt nur schreiben, weil es ein Bildungsministerium gab“.

Es sind die größten Proteste gegen Trump seit dessen Amtsantritt im Januar. Dabei wurde mit weitaus weniger Demonstranten gerechnet als nach Trumps erstem Amtsantritt 2017, als allein an einer Großkundgebung in Washington mit dem Namen Women's March geschätzt eine halbe Million Menschen teilnahm.

Die Organisatoren der Kundgebung am Samstag in der US-Hauptstadt hatten 20.000 Demonstranten erwartet, am Nachmittag melden sie aber bereits eine deutlich höhere Teilnehmerzahl.

Demonstrationen gegen Trump und Musk, der für den rechtspopulistischen Präsidenten die Kürzungen im Staatsapparat vorantreibt, gab es am Samstag auch in europäischen Hauptstädten wie Berlin, London, Rom und Paris.

„Was in Amerika passiert, ist jedermanns Problem“, sagte die Demonstrantin Liz Chamberlin in London. Trumps Handelspolitik werde eine „weltweite Rezession“ verursachen.

Der US-Politik treibt seit seinem Amtsantritt eine radikale Politikagenda voran, die unter anderem die Außenpolitik, die Migrationspolitik und die Wirtschaftspolitik umfasst. Der 78-Jährige nimmt dabei für einen US-Präsidenten beispiellose Machtbefugnisse für sich in Anspruch, was zu einer wahren Flut von Klagen geführt hat.

Die Menschen im Land sorgen sich auch um die eigene Wirtschaft, nachdem Trump ein globales Zollpaket verkündet hatte, wonach Einfuhren aus allen Ländern in die USA mit Strafabgaben belegt werden. Das dürfte nicht nur die Weltwirtschaft insgesamt schwer belasten, sondern auch die Preise für Amerikaner steigen lassen. Die neuen Zölle kommen hinzu zu diversen anderen bereits eingeführten Strafabgaben.

Kurz nach der Verkündung des neuen umstrittenen Zollpakets hatte sich Trump für ein verlängertes Golf-Wochenende nach Florida verabschiedet, wo er an einer Club-Meisterschaft teilnahm. Er war deshalb nicht im Weißen Haus, als sich die Demonstranten unweit der Regierungszentrale postierten. Doch auch in Florida gab es Protestaktionen gegen ihn.

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