Bei Zusammenstößen zwischen syrischen Sicherheitskräften und bewaffneten Anhängern des ehemaligen Präsidenten Baschar Al-Assad sind nach Angaben von Kriegsbeobachtern 130 Menschen ums Leben gekommen. Die Regierung habe ein Gebiet entlang der Mittelmeerküste nicht mehr unter Kontrolle, teilte die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Freitag mit.

Die Regierungstruppen schickten laut Berichten staatlicher Medien in der Nacht zum Freitag umfangreiche Verstärkungen in die Städte Latakia und Tartus sowie in nahe gelegene Ortschaften. Die Region wird dominiert von der Minderheit der Alawiten, der auch Assad angehört.

Am Morgen waren zahlreiche Soldaten in Latakia im Einsatz, Zivilisten waren auf den Straßen nicht zu sehen. Ein in der Stadt und anderen Küstengebieten verhängtes Ausgehverbot war weiterhin in Kraft. Aus Kreisen der Sicherheitskräfte verlautete, es sei in einem Viertel zu Zusammenstößen gekommen, aber der größte Teil der Stadt sei ruhig und unter Kontrolle der Regierung.

Syrische Aktivisten: 130 Menschen getötet

Nach Angaben der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden 130 Menschen getötet. Unter den Toten seien sieben Zivilisten, teilte die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle mit. Laut den Aktivisten sollen 60 Kämpfer beider Seiten nach ihrer Gefangennahme hingerichtet worden sein. Dutzende Menschen seien verletzt worden. Die Opferzahlen könnten weiter steigen – im Internet kursieren Videos, die Gewaltexzesse und eine Vielzahl von Leichen zeigen. Sie sollen im Kampfgebiet aufgenommen worden sein.

Der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdurrahman, sagte, Vororte der Küstenstädte Banijas und Dschabla stünden immer noch unter der Kontrolle von Assad-Anhängern. Auch Assads Heimatstadt Kardaha und viele alawitische Dörfer in der Nähe habe die Regierung nicht unter ihrer Kontrolle.

Abdurrahman sagte, die Zusammenstöße hätten begonnen, als ein Angehöriger der Sicherheitskräfte versucht habe, eine gesuchte Person in der Nähe von Dschableh festzunehmen. Er sei dabei in einen Hinterhalt von Assad-Anhängern geraten.

Die Auseinandersetzungen waren die schwersten, seit Assad Anfang Dezember von aufständischen Gruppen unter Führung der islamistischen Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) entmachtet wurde. Seit dem Sturz Assads kam es mehrfach zu Angriffen auf Angehörige seiner alawitischen Minderheit, obwohl die neuen Herrscher mitteilten, sie lehnten solche Vergeltungstaten ab.

Maschinengewehrfeuer in Wohngebieten

Ein Einwohner von Kardaha sagte der Nachrichtenagentur AP, die Lage sei sehr schlecht. Die Regierungstruppen hätten in Wohngebieten der Stadt schwere Maschinengewehre eingesetzt. Ein anderer Bewohner sagte, dass die Menschen seit Donnerstagnachmittag wegen der Schüsse ihre Häuser nicht mehr verlassen hätten.

Gregory Waters von der gemeinnützigen Denkfabrik Middle East Institute, der zu den syrischen Küstenregionen geforscht hat, sagte, er rechne nicht damit, dass sich aus der Lage anhaltende Kämpfe entwickelten. Er sei jedoch besorgt, dass die Situation zu einem Kreislauf der Gewalt zwischen Zivilisten entlang der Küste führen könne.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow wurde nach möglichen Gefahren für russische Truppen in der Region gefragt. Die Sicherheit des Militärs werde „auf angemessenem Niveau gewährleistet“, antwortete er. „Ich möchte die operative Situation nicht kommentieren, da wir keine Einzelheiten kennen.“

Der Sprecher des türkischen Außenministeriums, Oncu Keceli, warnte, dass die zunehmende Gewalt in und um Latakia „die Bemühungen untergraben könnte, Syrien in Einheit und Solidarität in die Zukunft zu führen“.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke