Die größte humanitäre Krise dieser Zeit spielt sich nahezu unbemerkt von der Weltöffentlichkeit im Sudan ab. Seit zwei Jahren herrscht dort ein blutiger Bürgerkrieg. Während auf einer Konferenz dazu aufgerufen wird, eine Teilung des Landes zu verhindern, ruft die RSF-Miliz eine Gegenregierung aus.

Zwei Jahre nach dem Beginn des Bürgerkriegs im Sudan hat die gegen die Militärregierung kämpfende RSF-Miliz eine Gegenregierung im Land ausgerufen. "An diesem Jahrestag verkünden wir stolz die Gründung der Regierung des Friedens und der Einheit, einer breiten Koalition, die das wahre Gesicht des Sudan widerspiegelt", erklärte RSF-Anführer Mohamed Hamdan Daglo auf Telegram.

Daglo kündigte zudem die Einführung einer "neuen Währung" und die Ausgabe "neuer Personalausweise" an. In einem sechsseitigen Dokument des Generals heißt es, es handle sich nicht um einen "Parallelstaat", sondern um die "einzige mögliche Zukunft" für den Sudan. Seine "Regierung" werde "im ganzen Land" sämtliche grundlegenden Dienstleistungen zur Verfügung stellen, darunter Bildung, Gesundheitsversorgung und Justiz.

Wenige Stunden zuvor hatten die Teilnehmer einer internationalen Sudan-Konferenz - bei der die Kriegsparteien nicht vertreten waren - in der Abschlusserklärung die Notwendigkeit betont, jegliche Teilung des Sudan zu verhindern. Acht Teilnehmer bekräftigten ihre Hilfszusagen für den Sudan und die Nachbarstaaten. Sie wollen in diesem Jahr insgesamt 813 Millionen Pfund (etwa 953 Millionen Euro) für den Sudan bereitstellen, teilte die britische Regierung mit. Deutschland hatte bereits zuvor 125 Millionen Euro Unterstützung zugesagt.

Mahnungen an Unterstützer

Im Sudan liefern sich die Armee von Militärherrscher Fattah al-Burhan und die RSF-Miliz seines früheren Stellvertreters Daglo seit zwei Jahren einen blutigen Machtkampf. Der Norden und der Osten des Landes sind weitestgehend unter der Kontrolle der Militärregierung, die RSF kontrolliert große Gebiete des Südens und fast die komplette westliche Region Darfur. Nach UN-Angaben wurden in dem Konflikt bislang zehntausende Menschen getötet, mehr als zwölf Millionen Menschen sind auf der Flucht und von akutem Hunger bedroht. Sowohl der Armee als auch der RSF-Miliz werden Kriegsverbrechen vorgeworfen - den Regierungstruppen etwa willkürliche Bombardierungen und der RSF schwere sexuelle Gewalt, Erschießungen und ethnische Vertreibungen.

Die Mahnungen zur Rücksicht auf die Zivilbevölkerung, die auf der Konferenz in London zu hören waren, dürften sich vor allem auch an die Unterstützer der Kriegsparteien richten. Während die sudanesische Armee laut der Denkfabrik International Crisis Group (ICG) Unterstützung und Waffenlieferungen arabischer Staaten erhält - insbesondere von Ägypten -, hat die RSF vor allem in den Vereinten Arabischen Emiraten Rückhalt. Die beiden Länder waren in London vertreten. Eine weitere Eskalation könnte zum Zerfall des Landes führen, warnte die ICG.

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