Millionen Deutsche haben sie im Depot: ETFs auf Grundlage des MSCI-World-Index. Kritiker warnen seit Langem, dass in den gerade bei Börsenanfängern beliebten Fonds ein Risiko schlummert. Das Trump-Beben an den Börsen macht diese Gefahr jetzt sichtbar. Die wichtigsten Fragen und Antworten für Anleger:
Was ist der MSCI World Index und warum ist er so wichtig?
Deutschland erlebt einen ETF-Boom. Legten 2014 noch rund 200.000 Deutsche ihr Geld in Sparplänen mit solchen börsengehandelten Fonds an, gab es 2024 bereits 9,5 Millionen ETF-Sparpläne in Deutschland. Meist handelt es sich um Indexfonds. Darunter versteht man Aktienfonds, deren Zusammensetzung nicht aktiv von Mitarbeitern der Fondsgesellschaften bestimmt wird, sondern die sich an Börsenindizes wie dem Dax oder dem MSCI World orientieren. Letzterer ist ein Index des Finanzdienstleisters MSCI, der die Entwicklung der Aktienmärkte in den Industrieländern Europas, Asiens und Nordamerikas abbildet. Seit Jahren führen ETFs, die den MSCI World nachbilden, die Bestsellerlisten diverser Broker in Deutschland an.
Warum sind MSCI-World-ETFs so beliebt?
Sparpläne mit MSCI-World-ETFs werden seit vielen Jahren besonders Anlegern empfohlen, die sich wenig auskennen mit der Börse oder wenig Zeit in das Management ihres Portfolios investieren. Sie wollen dennoch von den historisch höheren Renditen von Aktien profitieren gegenüber traditionellen Altersvorsorgeprodukten wie privaten Rentenversicherungen. Der MSCI World wird immer wieder empfohlen, wenn Anleger nur einen einzigen Fonds kaufen möchten. Denn der Index entwickelte sich viele Jahre erheblich stärker als etwa der rein deutsche Dax, und galt als vergleichsweise risikoarm aufgrund seiner breiten Streuung mit seinen 1500 Aktien aus mehr als 20 Ländern. Entwicklungs- und Schwellenländer, deren Aktienmärkte oft schwankungsanfälliger sind als die in den Industriestaaten, sind nicht enthalten.
Welches Risiko steckt im MSCI-World?
Die Streuung des Risikos im Index ist nicht so breit, wie die Zahl von 1500 Aktien und mehr als 20 Ländern es erscheinen lässt, denn die Aktien sind höchst unterschiedlich gewichtet. Tatsächlich machen US-Aktien in dem Index und den entsprechenden Fonds den Löwenanteil aus. Unter ihnen dominieren wiederum die großen Technologiekonzerne entsprechend ihrer enormen Marktkapitalisierung. In den vergangenen Jahren, in denen der Löwenanteil der Gewinne am Aktienmarkt auf diese boomenden Tech-Firmen entfiel, war das ein Vorteil für den MSCI World. Kritiker bemängeln allerdings schon lange, dass dies ein Klumpenrisiko für den Index und entsprechende ETFs darstelle, sollte sich die Entwicklung einmal umkehren.
Ist dieses Risiko jetzt eingetreten?
Seit einigen Wochen schwächeln die amerikanischen Börsen und insbesondere die Schwergewichte der Technologiebranche, europäische Indizes entwickeln sich hingegen positiv. Anleger mit MSCI-World-ETFs sind in der ungewohnten Situation, dass sie Verluste in ihrem Portfolio sehen, während etwa der Dax an ihnen vorbeizieht.
Wie schlimm ist die Entwicklung des MSCI World aktuell?
Die Kursentwicklung des MSCI World ist keineswegs dramatisch. Innerhalb eines Monats hat der Index zeitweise gut sieben Prozent Kursverlust zu verzeichnen. Vorübergehende, auch deutlich größere Rückgänge hat es schon oft gegeben. Auch diesmal bezweifelt niemand, dass der Index sich langfristig erholen wird.
Warum wird der MSCI World dann infrage gestellt?
Einige Beobachter sehen in der Entwicklung der vergangenen Wochen den Beginn einer langfristigen Wende am globalen Aktienmarkt: Das Wachstum der amerikanischen Wirtschaft und damit auch die US-Börsen könnten unter anderem durch die erratische Zollpolitik von Präsident Donald Trump gebremst werden. Europa dagegen könnte sich vergleichsweise stark entwickeln, nicht zuletzt, wenn Deutschland seine Investitionen mit hunderten Milliarden Euro neuer Schulden aufstockt. Der MSCI World mit seinem US- und Technologieschwerpunkt wäre für diese Entwicklung nicht gut aufgestellt.
Sollten Anleger jetzt schnell umschichten?
Noch ist das Ende der amerikanischen Outperformance nicht ausgemacht. Sollte sich das von Trump angerichtete Chaos bald lichten und der Präsident etwa seine versprochenen Steuersenkungen umsetzen, könnten die Gewinne der US-Konzerne bald wieder kräftiger sprudeln – und die Aktienkurse entsprechend steigen. Ebenfalls ist keineswegs sicher, dass Deutschland und Europa ihr Wachstum langfristig beschleunigen können. Wer jetzt schnell umschichtet, könnte genau den falschen Zeitpunkt erwischen.
Anlegern, die sicher sind, dass das Ende der US- und Tech-Dominanz an den Börsen besiegelt ist, oder die zumindest das entsprechende Klumpenrisiko in ihrer Altersvorsorge mindern wollen, bieten sich viele Wege, ihr Portfolio langfristig stärker zu diversifizieren. Dazu raten viele Experten seit Langem. Eine Möglichkeit beispielsweise ist, statt auf den MSCI World auf einen Weltindex oder Fonds zu setzen, bei dem das Gewicht einzelner Aktien oder Märkte begrenzt ist, damit kein Klumpenrisiko besteht. Alternativ können bisherige MSCI-World-Anleger gezielt zusätzlich in ETFs investieren, die dessen Ungleichgewicht ausgleichen. Das könnten Schwellenländer-ETFs sein, ETFs die auf kleinere Unternehmen - sogenannte Small Caps - setzen oder ETFs, die die wichtigsten Aktienindizes außer den amerikanischen nachbilden.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke