Statt des erhofften Aufschwungs dank Trumps Wirtschaftspolitik befürchten Investoren inzwischen das Gegenteil. Der amerikanische Topökonom Joseph Stiglitz erwartet eine "verheerende" Stagflation in den USA und großen Schaden für die Weltwirtschaft.

Wirtschafts-Nobelpreisträger Joseph Stiglitz prophezeit eine düstere Entwicklung der US-Wirtschaft. Der Professor an der Columbia University räumt entschieden mit den großen Versprechungen von Präsident Donald Trump auf. Die Gefahr, dass Unternehmen wegen dessen Zollpolitik und der angekündigten Steuersenkungen in die USA abwandern, schätzt der amerikanische Ökonom als überschaubar ein. "Einige werden kommen", sagte der Handelstheoretiker in einem Interview mit dem "Handelsblatt". "Aber insgesamt sind die USA derzeit doch ein schrecklicher Ort für Investitionen, gewissermaßen ein Hochrisiko-Standort."

Als Risikofaktoren nennt Stiglitz, der in den 1990er Jahren den demokratischen US-Präsidenten Bill Clinton beriet, die Unsicherheit aufgrund des "politischen Chaos" sowie "die Missachtung der Rechtsstaatlichkeit". Investoren wollten "dorthin, wo es Rechtssicherheit gibt" - doch diese sei in den USA zerstört worden.

Trump ist in Stiglitz' Augen "bösartiger" geworden als in seiner ersten Amtszeit. "Jeden Tag gibt es einen neuen Schock." Trumps Zollpolitik und seine Unberechenbarkeit insgesamt seien Gift für die US-Wirtschaft: "Ich befürchte das Schlimmste aller möglichen Szenarien: Den USA droht eine verheerende Stagflation." Stagflation bedeutet, dass die Konjunktur stagniert und gleichzeitig die Inflation hoch ist.

Dass der US-Aktienmarkt aktuell schwächelt, überrascht laut Stiglitz. "Die Aussicht auf sinkende Steuern und niedrigere Löhne sollte eigentlich gut für die Kursentwicklungen sein", erklärt der Ökonom. "Die fallenden Kurse sind ein untrügliches Zeichen von Unsicherheit und Sorge." Zur Verwirrung um die Zölle kämen die Missachtung der Rechtsstaatlichkeit und das Kündigen von Regierungsverträgen. "Und der Handelskrieg sowie die Steuersenkungen könnten die Inflation in den USA in absehbarer Zeit auf ein neues Rekordhoch treiben."

Trump sei "außerordentlich unwissend, was ökonomische Fragen angeht", urteilt Stiglitz. Auch "wirklich kompetente Wirtschaftsberater" sehe er nicht. "Seine Steuersenkungen etwa werden das Handelsdefizit ausweiten, so wie es in seiner ersten Amtszeit bereits passiert ist - Trump hat also nicht nur keine Strategie, er hat auch keine Ahnung", meint der Nobelpreisträger. Trumps radikale Politikwende stelle "nicht nur für die US-Wirtschaft ein Großrisiko dar, sondern für die gesamte Weltwirtschaft".

Bereits nach Trumps Steuersenkungen 2017 seien die Investitionen der Unternehmen nicht gestiegen, nur die Aktienkurse. "Aber das hat keine wirklich nachhaltigen Auswirkungen auf die Wirtschaft. Und dieses Mal steigen noch nicht mal mehr die Aktienkurse." Stiglitz ist überzeugt, dass "der Pessimismus siegt", also Steuersenkungen die Wirtschaft nur kurzfristig ankurbeln würden.

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