Nach der Ausrufung der Zeitenwende 2.0 durch die künftige Bundesregierung bringen sich Rüstungshersteller in Position. Hensoldt-Chef Dörre setzt dabei auf Masse und Klasse. Beides sollte allerdings aus Deutschland, mindestens aus Europa kommen. Dabei soll man sich ausgerechnet an den USA orientieren.

Bei der geplanten Aufrüstung sollte der Bund nach Einschätzung des Hensoldt-Chefs Oliver Dörre sowohl auf klassisches Kampfgerät als auch auf Hochtechnologie setzen. Die Armee brauche sowohl Panzer als auch Drohnen - "am besten vernetzt", sagte der Vorstandschef des Anbieters von militärischen Radar- und Aufklärungssystemen bei einer Veranstaltung des Internationalen Clubs Frankfurter Wirtschaftsjournalisten am Dienstagabend. "Wir brauchen Masse und Klasse." Er reagierte damit auf ein Interview des Ökonomen Moritz Schularick, in dem dieser mit Blick auf den Kriegsverlauf in der Ukraine gefordert hatte, verstärkt auf vernetzte, von Künstlicher Intelligenz (KI) gesteuerte Drohnen statt auf Panzer zu setzen.

Deutschland und Europa sollten sich an den USA orientieren und verstärkt auf die lokale Beschaffung von Rüstungsgütern setzen. "Wir brauchen eine Buy-European und eine Buy-German-Strategie", so Dörre. Nach dem Ausrufen der Zeitenwende unter Kanzler Olaf Scholz mit einem ersten Sondervermögen von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr habe Deutschland teils in den USA einkaufen müssen.

Die wenige Stunden zuvor im Bundestag beschlossene Lockerung der Schuldenbremse unter anderem zur Erhöhung der Verteidigungsausgaben wertete Dörre positiv. Allerdings müsse die "Zeitenwende 2" von Reformen flankiert werden. Hierzu gehörten die Modernisierung des Beschaffungswesens und Bürokratie-Abbau in Deutschland. Auf internationaler Ebene wünsche er sich eine bessere Koordination. Bislang hätten Kunden oft Sonderwünsche, die von der Farbauswahl bis zum Einbauort in den verschiedenen Kampfsystemen reichten.

Dörre kritisiert lange Entwicklungszyklen

Dörre sieht aber auch die Rüstungsindustrie in der Pflicht. Bislang werde eher gegeneinander gearbeitet. Dies müsse sich zu einem Miteinander entwickeln, um die Ziele zur Verbesserung der Verteidigungsfähigkeit zu erreichen. "Wir müssen als Industrie unsere Eigeninteressen zurückstellen." Auch könne man sich Entwicklungszyklen von zehn Jahren oder mehr für ein neues Kampfsystem nicht mehr leisten. Die Software für einzelne Produkte werde in Zukunft voraussichtlich mehrmals jährlich per Funk aktualisiert.

Die Bedrohung "durch Russland und andere hegemoniale Mächte" bezeichnete der Manager, der mehr als 20 Jahre Offizier bei der Bundeswehr war, als sehr konkret. "Die Bedrohung durch Russland wird nicht kleiner, sondern größer. Die Balten spüren den Atem Putins."

Hensoldt mit Sitz in Taufkirchen bei München ist auf Radare und Sensoren spezialisiert. Radare von Hensoldt kommen im Ukraine-Krieg zum Einsatz, um die Bevölkerung vor russischen Luftangriffen zu schützen und stecken im Kampfjet Eurofighter. Der Bund hält eine Sperrminorität von gut 25 Prozent an dem MDax-Konzern, der 2024 einen Umsatz von rund 2,2 Milliarden Euro erzielte und einst zu Airbus gehörte.

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