Mit mehreren Ländern und Regionen liegen die USA im Streit über Handelspraktiken. Mittel der Wahl sind Zölle. Die aber haben auch Folgen für die weltgrößte Volkswirtschaft. Weil das genaue Ausmaß nicht absehbar ist, bleibt die Notenbank auf ihrem Beobachtungsposten.

Die US-Notenbank Federal Reserve scheut angesichts der noch nicht absehbaren Folgen des Politikwechsels in Washington vor einer Zinssenkung zurück. Die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell tasteten den geldpolitischen Schlüsselsatz nicht an. Er liegt weiter in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent. Die Notenbank veröffentlichte auch ihre neue Konjunkturprognose für die USA - und gibt sich pessimistischer als noch vor drei Monaten. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der weltgrößten Volkswirtschaft wird demnach dieses Jahr um 1,7 Prozent wachsen - zuletzt waren allerdings 2,1 Prozent angenommen worden.

Laut Powell hat die Fed keine Eile mit weiteren Lockerungen, nachdem sie Ende vorigen Jahres drei Schritte nach unten ging. US-Präsident Donald Trump, der am 20. Januar ins Weiße Haus einzog, hat einen Handelskrieg mit China, den Nachbarn Kanada und Mexiko sowie auch der EU angezettelt. Die Notenbank will zunächst mehr Klarheit erlangen, welche Folgen diese Konflikte auf Wirtschaft und Inflation haben. Dennoch hält sie an ihrer Zinsprognose fest: Die Entscheider der Fed rechnen für 2025 im Mittel mit einem Leitzins von 3,9 Prozent. Das deutet auf zwei kleine Zinsschritte in diesem Jahr hin.

"Angesichts der widersprüchlichen Signale war es richtig, dass die Fed sich entschieden hat, Kurs zu halten und eine Zinspause einzulegen", sagte Michael Heise, Chefökonom beim Vermögensverwalter HQ Trust. "Setzt Trump die aggressive Zollpolitik fort, werden sich die Risiken einer Stagflation verstärken. Allein die hohe Politikunsicherheit wird die Nachfrage der Konsumenten und Investoren dämpfen, während der Vollzug der angekündigten Zollmaßnahmen die Inflation ankurbeln wird. Für geldpolitische Entscheidungen wäre das ein schwieriges Dilemma."

Der Preisauftrieb in den USA ist in den ersten Wochen nach dem Amtsantritt Trumps zwar etwas abgeebbt, liegt aber mit 2,8 Prozent noch deutlich über dem Ziel der Zentralbank. Diese verortet Preisstabilität bei einem Wert von 2,0 Prozent, den sie als ideal für die Wirtschaft erachtet.

Die von dem US-Präsidenten verhängten oder ins Auge gefassten Strafzölle bergen nach Ansicht vieler Fachleute ein neues Inflationsrisiko - eine düstere Aussicht, die unter Investoren Rezessionsängste aufkommen ließ. Durch die Zölle dürften sich Einfuhren aus den betroffenen Ländern verteuern. Trump hält die Handelshürden indes für notwendig. Sie dienten dazu, US-Arbeitsplätze zu erhalten und für eine florierende Wirtschaft zu sorgen.

Mit Blicke auf die Zollpolitik und deren Auswirkungen auf die Inflation sagte Powell, es sei schwer, aus den Daten herauszulesen, wie stark sich die Zölle derzeit auf die Inflation auswirkten, aber "ein guter Teil davon geht eindeutig auf die Zölle zurück". Powell sagte außerdem, dass es noch zu früh sei, um zu sagen, ob die Fed über die Inflation aus Zöllen hinwegsehen sollte. "Das Basisszenario ist, dass die Zollinflation temporär sein wird, aber das ist ungewiss."

Die Wirtschaft sei stark, aber die Verbraucherausgaben würden sich abschwächen und die Unsicherheit sei "ungewöhnlich hoch", da die neue Regierung im Weißen Haus politische Veränderungen durchführe, sagte er weiter. "Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Entwicklungen auf künftige Ausgaben und Investitionen auswirken werden", sagte Powell.

Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners, mahnte zur Vorsicht. "Die Fed sieht ihren wirtschaftlichen Ausblick deutlich unsicherer als zuvor", sagte der Experte. Wie groß die Verunsicherung innerhalb der Fed ist, zeige der Blick auf die Wachstumsprognosen der einzelnen Fed-Mitglieder. Gleichzeitig steige die Inflationserwartung an, und auch hier nehme die Bandbreite der Prognosen zu. "Das zeigt, wie gefährlich die US-Notenbank die aktuell sprunghafte zollbasierte Handelspolitik der neuen US-Regierung einstuft."

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