In vielen Ländern wie den USA oder Frankreich wird das Schmerzmittel Tramadol streng kontrolliert. Das Opioid kann süchtig machen und ist laut Experten eine "Einstiegsdroge" für junge Menschen. Die Einschätzung der deutschen Behörde ist weniger drastisch, hat aber auch auffällig viele Verbindungen zum Hersteller.
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) verweigert eine stärkere Kontrolle des Schmerzmittels Tramadol. Das berichtet der "Spiegel". Obwohl die suchtauslösende Wirkung des Medikaments inzwischen bewiesen ist, hält die Behörde immer noch an ihrer Einschätzung fest, wonach eine körperliche Abhängigkeit "nur selten" auftritt.
Der Wirkstoff unterliegt deshalb nicht der Betäubungsmittelpflicht, obwohl er zur Gruppe der Opioide und den am häufigsten missbrauchten Medikamenten in Deutschland gehört. In vielen anderen Ländern, darunter die USA, Kanada, Großbritannien und Frankreich, wird er deshalb deutlich strenger kontrolliert. Laut Experten gilt er inzwischen als "Einstiegsdroge" für junge Menschen. "Tramadol ist der Donald Trump unter den Schmerzmitteln: gefährlich, irrational. Du wirst es bereuen", sagte der kanadische Toxikologe David Juurlink bereits 2016.
Sachverständige mit Verbindung zum Hersteller
Die Einschätzung der deutschen Behörde ist eine andere und wurde nach Recherchen des Magazins 2011 von einem Sachverständigenausschuss des BfArM getroffen, in dem auffällig viele Mitglieder Beziehungen zur Herstellerfirma Grünenthal hatten. So saßen drei Vertreter aus Industrieverbänden in dem Ausschuss, außerdem eine frühere Grünenthal-Managerin, ein Anästhesist, der mit Grünenthal gemeinsam Studien zu Tramadol veröffentlicht hatte, und ein ehemaliger Grünenthal-Stiftungsprofessor.
Das BfArM sieht darin jedoch keine Interessenkonflikte, es seien alle zum damaligen Zeitpunkt zur Verfügung stehenden Informationen berücksichtigt worden, heißt es. Die "Spiegel"-Recherche zeigt aber auch, dass sich Grünenthal schon im Vorfeld der Entscheidung in einer E-Mail an das BfArM "sehr überrascht" gezeigt hatte, dass sich die Behörde überhaupt mit einer möglichen Betäubungsmittelpflicht von Tramadol beschäftigen wollte. Eine strengere Regulierung habe eine "weltweit fatale Signalwirkung", man empfehle "dringend", keine "restriktiven Maßnahmen" zu ergreifen, schrieb die Firma den Medikamenten-Aufsehern.
Der Pharmakonzern Grünenthal hat den Wirkstoff Tramadol entwickelt und verkauft ihn bis heute unter dem Medikamentennamen Tramal. Auf Anfrage teilte das Unternehmen mit, die Einschätzung des Missbrauchspotenzials von Tramadol basiere auf wissenschaftlichen Daten, die man gegenüber Behörden transparent dargestellt habe.
Opioidhaltige Analgetika spielen auch in Deutschland eine zentrale Rolle in der Schmerztherapie, vor allem zur Behandlung von starken akuten und chronischen Schmerzen wie etwa bei Tumorerkrankungen.
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