Erneut muss Bayer eine Schlappe in einem Prozess um sein Herbizid Roundup hinnehmen. Und erneut reagieren Anleger sensibel, obwohl die Strafsumme noch deutlich sinken dürfte. Die Aktionäre werden nach Ansicht eines Experten auf dem falschen Fuß erwischt.
Dem Pharma- und Agrarriesen Bayer droht neues Ungemach in den USA. Anleger reagieren einmal mehr nervös und werfen Papiere des Dax-Konzerns auf den Markt. In der Folge handelt das Papier mit erheblichen Abschlägen von teils mehr als sieben Prozent.
Hintergrund ist ein neuerlicher Rückschlag im Streit mit US-Großkanzleien um die angeblich krebserregende Wirkung des Herbizids Roundup. Die Jury eines Gerichts im US-Bundesstaat Georgia verurteilte hatte Bayer am Freitag zur Zahlung von rund 2,1 Milliarden Dollar an einen Kläger verurteilt. Dieser hatte behauptet, dass der von ihm benutzte Unkrautvernichter seinen Krebs verursacht habe. Die Entschädigung gehört zu den bisher höchsten, die gegen den Konzern verhängt worden sind.
Bayer wies das Urteil als falsch zurück und kündigte an, in Berufung zu gehen. Dass Glyphosat sicher und nicht krebserregend sei, hätten alle wichtigen Zulassungsbehörden mehrfach bestätigt. "Wir sind überzeugt, dass wir in der Berufung starke Argumente haben, um dieses Urteil aufzuheben oder zumindest den überhöhten und verfassungswidrigen Schadensersatz zu reduzieren", heißt es in der Stellungnahme des Konzerns. "In den Fällen, in denen ein endgültiges Urteil ergangen ist, konnte der Schadenersatz im Vergleich zu den ursprünglichen Geschworenenurteilen um insgesamt 90 Prozent reduziert werden." Ein Gericht in Philadelphia hatte zuletzt etwa den von Geschworenen dem Kläger zugesprochenen Schadenersatz von 2,25 Milliarden US-Dollar auf 400 Millionen US-Dollar reduziert.
"Der Markt hat sich darauf eingestellt, dass das Thema Glyphosat langsam ausklingt", kommentiert ein Händler das Urteil. "Dass dann dort wieder Milliardenbeträge aufgerufen werden, ist eine unangenehme Überraschung". Das Urteil enthalte bei 65 Millionen Dollar Schadensersatz die US-typischen "punitive damages" von rund zwei Milliarden Dollar. Diese würden willkürlich vom jeweiligen Gericht festgelegt und seien völlig unkalkulierbar für Unternehmen - und damit auch für den Markt.
Bayer hat bisher rund zehn Milliarden Dollar gezahlt, um strittige Behauptungen beizulegen, dass der Wirkstoff Glyphosat Krebs verursacht. Rund 63.000 Fälle sind noch anhängig. Dafür sind knapp sechs Milliarden Dollar an Rückstellungen gebildet.
Behörden weltweit haben das Mittel als nicht krebserregend eingestuft. Jedoch bewertete die Krebsforschungsagentur IARC der Weltgesundheitsorganisation WHO das Herbizid 2015 als "wahrscheinlich krebserregend". Mit der Übernahme des Glyphosat-Entwicklers Monsanto hatte sich Bayer eine Klagewelle in den USA ins Haus geholt, die den Konzern seit Jahren schwer belastet.
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