Seit dem Beginn des Zollstreits zwischen den USA und Kanada steht die kanadische Stahlindustrie unter Druck. Ausserdem bedroht US-Präsident Trump die Unabhängigkeit des Landes. Diese Ausgangslage dominiert aktuelle den laufenden Wahlkampf in Kanada. Die Wahl findet in einer Woche statt. Damit soll auch klar werden, wer als neuer Premierminister Kanada in diesem Zollkrieg führen wird.
Die Stadt Hamilton liegt unweit der Grenze zu den USA am Ontariosee bei Toronto. Sie ist besonders gefährdet durch die US-Zölle, weil hier viele Stahlwerke und Stahl verarbeitenden Industriebetriebe angesiedelt sind. Ein Thema dominiert hier vor der Wahl: der Widerstand gegen Donald Trump.
Der schwierige Nachbar USA
«Wir müssen einen Kandidaten wählen, der Trump Paroli bieten kann. Jemand, der sehr stark ist und unser Land verteidigen kann.» Das sagt Anne-Marie Wade, sie lebt in Hamilton. Ihr Bruder Philip Wade ist pensionierter Stahlarbeiter. Für ihn ist entscheidend: «Wir müssen unsere Beziehungen ausserhalb der USA verbessern. Mit der EU natürlich.»
Der andere Bruder, Dave Wade, hat sich bereits entschieden: «Wir boykottieren die USA. Meine Frau und ich fuhren fast jedes Jahr nach Florida in die Ferien, genau jetzt im April. Aber wir gehen nicht mehr hin, bevor Trump weg ist.»

Vor allem die Stahlarbeiter fürchten um ihre Zukunft, sagt Ron Wells von der Gewerkschaft Stelco: «Die Leute sind besorgt, aber auch sauer. Wir brauchen eine Regierung, die sich gegen die Zölle wehrt. Nicht eine, die einlenkt gegenüber Trump oder vor ihm einknickt.»
Bereits jetzt halten sich Unternehmen mit Investitionen zurück. 30’000 Stellen in Hamilton seien gefährdet, sagt Greg Dunnett, Geschäftsführer der Handelskammer: «Wir müssen die Handelsbeziehungen mit Ländern ausserhalb der USA verstärken. Aber wir müssen auch besser werden, dass Güter und Arbeitnehmende innerhalb Kanadas frei zirkulieren können.» Derzeit sei der Handel mit den USA einfacher als zwischen den kanadischen Provinzen im Osten und Westen.
Wirtschaftssituation bestimmt den Wahlkampf
Handelsbarrieren abbauen und Stärke zeigen gegenüber den USA, das versprechen im Wahlkampf sowohl Pierre Polievre, Oppositionsführer und Parteichef der Konservativen, wie auch Mark Carney von den Liberalen, der als neuer Parteivorsitzender seit Mitte März Premierminister in Kanada ist.
Der von Donald Trump angezettelte Zollkrieg habe somit die Ausgangslage vor den Wahlen in Kanada komplett verändert. Vorher schien eine Niederlage für die regierenden Liberalen unausweichlich, jetzt haben sie gute Chancen auf einen Sieg mit Parteichef Mark Carney, sagt USA-Korrespondentin Viviane Manz. Viele trauen dem früheren Direktor der Notenbank mit seinen Wirtschaftskenntnissen eher zu, Kanada erfolgreich durch die Zollkrise zu steuern.
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