In der Grenzregion Kursk sind die Russen weiter auf dem Vormarsch. Die Ukrainer ziehen sich zurück, halten aber nach eigenen Angaben Positionen. Russische Behauptungen zur Einkesselung seiner Truppe weist Kiew zurück. Nun berichten ukrainische Soldaten über schlimme Umstände ihres Front-Rückzugs.
Angesichts schweren Beschusses, der Zerstörung militärischer Ausrüstungskolonnen und ständiger Angriffe durch Schwärme russischer Drohnen berichten in der russischen Region Kursk kämpfende ukrainische Soldaten von einem "katastrophalen" Rückzug von der Front. Einem Bericht der BBC zufolge sollen sich dabei Szenen "wie in einem Horrorfilm" abgespielt haben. Die BBC bezieht sich auf Berichte von fünf ukrainischen Soldaten in sozialen Medien. Sie sollen Decknamen erhalten haben, um ihre Identität zu schützen.
Ein ukrainischer Soldat mit dem Decknamen "Wolodymyr" berichtet demnach von "Panik und einem Zusammenbruch der Front". Es gebe Drohnen-Beschuss "rund um die Uhr". Einige seiner Kameraden seien auf der Straße von russischen Drohnen verbrannt worden. Es sei unmöglich gewesen, tagsüber abzuziehen, sagt er. Die gesamte Logistik sei auf der Autobahn Sudscha - Sumy transportiert worden. "Und jeder wusste, dass die (Russen) versuchen würden, sie zu unterbrechen. Aber das kam für unser Kommando erneut überraschend", sagt er.
Der Aussage eines Soldaten mit dem Namen "Maksym" zufolge sei es den Russen gelungen, Dutzende von Ausrüstungseinheiten zu zerstören. Die Wracks sollen dann zu Staus auf den Versorgungswegen geführt haben. Ein Soldat mit dem Decknamen "Anton" beschreibt die Situation der Ukrainer am 11. März als "katastrophal". Er habe im Hauptquartier der Kursker Front gedient. Seinen Angaben zufolge hat die Logistik nicht mehr funktioniert. So sei die Organisation und Lieferungen von Waffen, Munition, Lebensmitteln und Wasser nicht mehr möglich gewesen.
"Anton" sagte, er habe es geschafft, Sudscha nachts zu Fuß zu verlassen: "Wir wären mehrmals fast gestorben. Am Himmel sind ständig Drohnen." Der Soldat sagte, die Position von Kursk habe sich "aus militärischer Sicht erschöpft", es habe nun keinen Sinn mehr, sie zu halten.
Westliche Regierungsvertreter schätzen, dass an der Kursk-Offensive der Ukraine rund 12.000 Soldaten beteiligt waren. Sie gehörten zu den am besten ausgebildeten ukrainischen Soldaten und waren mit Waffen aus dem Westen ausgestattet, darunter Panzer und gepanzerte Fahrzeuge. Russische Blogger veröffentlichten Videos, die zeigen sollen, wie Teile dieser Ausrüstung zerstört oder erbeutet werden. Am 13. März erklärte Russland, die Lage in Kursk sei "vollständig unter unserer Kontrolle" und die Ukraine habe einen Großteil ihres Materials "zurückgelassen".
"Szene aus einem Horrorfilm"
In Social-Media-Posts vom 11. und 12. März verglich ein Soldat mit dem Decknamen "Dmytro" dem Bericht der BBC zufolge den Rückzug von der Front mit "einer Szene aus einem Horrorfilm". "Die Straßen sind übersät mit Hunderten zerstörter Autos, Panzerwagen und Geländefahrzeugen. Es gibt viele Verletzte und Tote." Fahrzeuge würden oft von mehreren Drohnen gejagt, sagte er.
Bei seiner eigenen Flucht sei das Auto stecken geblieben. Er und seine Kameraden hätten versucht, das Fahrzeug freizuschieben. Dann seien sie von einer weiteren Drohne angegriffen worden. Der Wagen sei verfehlt, jedoch einer seiner Kameraden verletzt worden. Er sagte, sie hätten sich zwei Stunden lang in einem Wald verstecken müssen, bevor sie gerettet wurden.
"Dmytro" sagte, viele Ukrainer hätten den Rückzug zu Fuß angetreten. "Die Männer liefen 15 bis 20 Kilometer." Die Lage habe sich von "schwierig und kritisch" zu "katastrophal" entwickelt, sagt er. In der Nachricht vom 14. März fügte "Dmytro" hinzu: "In der Region Kursk ist alles vorbei … die Operation war nicht erfolgreich." Er schätzte, dass seit der ersten Grenzüberquerung nach Russland im August Tausende ukrainische Soldaten gestorben seien.
Kiew will in Kursk weiterkämpfen
Kremlchef Putin und sein Generalstabschef Waleri Gerassimow hatten nach dem russischen Vorstoß auf Sudscha behauptet, Tausende ukrainische Soldaten eingekesselt zu haben. Der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umjerow dementierte dies jedoch: "Aussagen über Tausende ukrainische Soldaten, die eingekesselt sind, sind daher nicht korrekt", sagte er dem US-Sender Fox News.
Der oberste General der Ukraine, Oleksandr Syrskyi, beharrt darauf, dass sich die ukrainischen Streitkräfte in "günstigere Positionen" zurückgezogen hätten, in Kursk blieben und dies so lange tun würden, "wie es zweckmäßig und notwendig ist".
Syrskyi sagte, Russland habe während der Operation mehr als 50.000 Verluste erlitten - darunter Tote, Verletzte und Gefangene. Militäranalysten schätzen, dass die Ukraine zwei Drittel der ursprünglich gewonnenen 1000 Quadratkilometer inzwischen wieder verloren gegangen sind. Die Hoffnungen, dass die Ukraine das Kursker Gebiet gegen einen Teil ihres eigenen eintauschen könnte, seien damit deutlich geschrumpft.
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