Der Post auf „Truth Social“ war kurz, er kam am Samstag zwischen der Ankündigung von Militärschlägen gegen die Huthis im Jemen und Donald Trumps Mitteilung, dass er erneut das Golfturnier auf seinem eigenen Platz in West Palm Beach gewonnen habe. „General Kellogg, ein hoch respektierter Militärexperte, wird direkt für die Kontakte mit Präsident Wolodymyr Selenskyj und der ukrainischen Führung zuständig sein. Er kennt sie gut, und sie haben ein sehr gutes Arbeitsverhältnis. Glückwunsch an General Kellogg!“
Der pensionierte General wird den Glückwunsch als Ohrfeige empfunden haben. Trump hatte ihn Ende November zum Sondergesandten für die Ukraine, aber eben auch für Russland gemacht. „Zusammen werden wir Frieden durch Stärke sichern und Amerika und die Welt sicher machen“, ließ der Republikaner verlauten.
Dass Kelloggs Kompetenzen beschnitten werden und er damit degradiert wurde, hat mit jenem Mann zu tun, den der US-General an den Verhandlungstisch hatte bringen sollen. Doch Wladimir Putin machte übereinstimmenden Medienberichten zufolge deutlich, dass er nicht mit Kellogg verhandeln wolle. Dieser sei parteiisch und aufseiten Kiews, verlautete aus Kreml-Kreisen. Kellogg hatte vergangene Weihnachten den Beschuss ukrainischer Städte öffentlich kritisiert.
Vor dem für Dienstag anberaumten Gespräch zwischen Trump und Putin stellt sich damit umso mehr die Frage, wer bei den Verhandlungen wirklich das Sagen hat. Diese Frage beantwortete Kellogg schon vor vielen Wochen selbst. „Die Person, die einen Friedensplan für die Ukraine präsentiert, ist der Präsident der Vereinigten Staaten, nicht Keith Kellogg“, hatte der General Mitte Februar erklärt. Er reagierte seinerzeit auf Spekulationen, dass die US-Seite bei der Münchner Sicherheitskonferenz Pläne vorstellen würde.
Trump hat das Sagen, und er folgt dabei seinen „Art of the Deal“-Prinzipien. Den Gegner im Unklaren zu lassen, Daumenschrauben anzuziehen, im richtigen Moment maximalen Druck auszuüben und für sich klar zu haben, was am Ende herauskommen muss. Im Fall der Ukraine sind es materielle Gewinne für die USA, etwa in Form des bereits vollzogenen Deals über wertvolle Rohstoffe und künftig womöglich Waffenkäufe durch Kiew. Und das immer wieder von Trump geradezu romantisiert vorgetragene Ziel, als „Friedensstifter“ in die Geschichte einzugehen.
Die wirkliche Arbeit für diese Ziele hat schon länger Steve Witkoff übernommen, Trumps Vertrauter. Der Milliardär und New Yorker Luxusimmobilien-Magnat war zeitgleich zu Kellogg ebenfalls zum Sondergesandten gemacht worden. Eigentlich hatte der 68-jährige Anwalt zuständig sein sollen für den Nahen Osten.
Nachdem er in kurzer Zeit eine Einigung zwischen Israel und Hamas über die Freilassung der Gaza-Geiseln vermitteln konnte, gab Trump ihm auch das Ukraine-Dossier. Nicht Kellogg reiste Mitte Februar nach Moskau, sondern Witkoff, um den seit drei Jahren im russischen Gefängnis sitzenden US-Lehrer Mark Fogel freizubekommen. Dessen Rückkehr in die USA war als eine Geste Putins zu verstehen und als Startschuss für Gespräche über die Ukraine.
Trump nimmt erneut Russlands Seite ein
Vergangene Woche war Witkoff erneut in Moskau, um mit Putin über die am 11. März in Saudi-Arabien mit der Ukraine ausgehandelte 30-tägige Feuerpause zu sprechen, an denen Witkoff ebenfalls beteiligt war. Kellogg war weder in Moskau noch bei den Gesprächen im saudischen Dschidda dabei. Bei Letzteren waren hingegen Außenminister Marco Rubio und der Nationale Sicherheitsberater Mark Waltz, deren Rolle aber vor allem darin besteht, die Drähte zu den europäischen Verbündeten zu halten.
In Moskau bekam Witkoff von Putin Bedingungen für eine Feuerpause genannt, die aus ukrainischer Sicht vollkommen inakzeptabel sind. Trump verspürt innenpolitisch Zeitdruck, sein Versprechen eines schnellen Friedens umzusetzen.
Gleichzeitig weiß er, dass Putins Forderungen jede Einigung mit der Ukraine unmöglich machen. Daher räumt der US-Präsident jedes Hindernis zur Seite, das aus russischer Sicht einen möglichen Fortschritt behindern könnte, im konkreten Fall die Person Kellogg. Dass er damit erneut Russlands Seite einnimmt, spielt für Trump keine Rolle.
Am Wochenende erklärte Witkoff im US-Fernsehen, dass die Ukraine-Gespräche komplex seien und viele Ebenen hätten. Sein Treffen mit Putin sei „positiv“ gewesen, die Kriegsparteien seien „heute viel näher“ an Verhandlungen. Auf die Frage, wann es zu einer Einigung kommen könnte, blieb Witkoff zurückhaltend. Trump habe gesagt, das könne Wochen dauern. „Da stimme ich ihm zu.“
Stefanie Bolzen berichtet für WELT seit 2023 als US-Korrespondentin aus Washington, D.C. Zuvor war sie Korrespondentin in London und Brüssel.
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