30 Tage nach der Wahl kommt es im Berliner Reichstagsgebäude zur großen Premiere: Der neue Bundestag tritt zur konstituierenden Sitzung zusammen, unter den 630 Abgeordneten im Plenum sind auch 230 Neulinge. Wen haben die Deutschen in den Bundestag gewählt? Ein Überblick in Zahlen und Daten.

Deutschland im Jahr 2025: Nach der vorgezogenen Parlamentswahl vom 23. Februar beginnt sich die neue Volksvertretung zu formieren. Zur ersten Sitzung am heutigen Dienstag versammeln sich die Abgeordneten erstmals in der neuen Zusammensetzung. 400 Parlamentarier haben den Ablauf einer konstituierenden Sitzung schon mindestens einmal vor Ort mitverfolgt. Für 230 frischgebackene Mandatsträger ist es das erste Mal.

Wen haben die Deutschen in den Bundestag gewählt? Und wie unterscheiden sich die demografischen Merkmale der Parlamentarier von der Gesamtbevölkerung? Daten aus den Beständen der Bundeswahlleiterin, des Bundestags und des Statistischen Bundesamts ermöglichen den direkten Vergleich. Das wichtigste Ergebnis: Die Parteien repräsentieren die Verhältnisse in der breiten Öffentlichkeit in sehr unterschiedlichen Ausmaßen.

Nach der Bundestagswahl 2025 ist vieles anders: Die Gesamtzahl der Sitze im Parlament zum Beispiel wird durch das neue Wahlrecht erstmals auf 630 begrenzt. Ausgleichs- und Überhangmandate fallen weg. Die Parteien, die es über die Fünf-Prozent-Hürde schaffen, müssen mit deutlich weniger Plätzen zurechtkommen. In insgesamt 23 Wahlkreisen gingen die Erststimmensieger sogar leer aus. Insgesamt umfasst der neue Bundestag 106 weniger als bisher.

Der neue Bundestag fällt jedoch nicht nur kleiner aus, sondern auch durch die Bank weniger weiblich: Bei der konstituierenden Sitzung werden unter den frisch gewählten Abgeordneten nur noch 204 Parlamentarierinnen sitzen. Der Frauenanteil im Bundestag sinkt damit von 34,8 auf 32,4 Prozent. Die Männer sind im Parlament weiter in der Mehrheit.

Der weibliche Teil der Bevölkerung ist zwar seit jeher im Parlament deutlich unterrepräsentiert. Aktuell jedoch stehen die Männer für volle zwei Drittel der Stimmen in der Legislative. Zum Vergleich: In der Bevölkerung befinden sich Frauen mit gut 51 Prozent eigentlich sogar leicht in der Mehrheit. Damit haben sich die Verhältnisse aus Sicht der Bevölkerungsmehrheit tendenziell verschlechtert: Nach der vorausgegangenen Bundestagswahl 2021 waren es im Bundestag 256 Frauen und 480 Männer.

Der Frauenanteil war im Bundestag früher schon mal deutlich größer: Den bisher größten Anteil im Bundestag stellten Parlamentarierinnen in der bundesdeutschen Geschichte nach der Wahl von 2013. Damals war ein Anteil von 36,5 Prozent der Abgeordneten weiblich. In den acht Jahrzehnten davor dominierten jeweils die Männer die bundesdeutsche Politik in noch stärkeren Ausmaßen.

Die höchste Männerquote erreichte der Bundestag nach der Wahl 1972, dem Jahr, in dem Willy Brandt erneut als Bundeskanzler antrat und es mit Union, SPD und FDP nur drei Fraktionen in den Bundestag schafften. Von den damals 518 Mandaten gingen 488 oder 94,2 Prozent an Männer.

Im Plenum der Bonner Republik saßen in den frühen Siebzigern nicht mehr als 30 Frauen. Das waren immerhin zwei mehr als im Gründungsjahr 1949, dem Jahr mit der geringsten Frauenbeteiligung im Bundestag in absoluten Zahlen. Unter den 410 Abgeordneten des ersten Deutschen Bundestags konnten nur 28 Frauen mitbestimmen.

Große Unterschiede sind beim Blick auf die Parteien zu erkennen. Die Bekenntnisse zum Gleichheitsgrundsatz und zur Gleichberechtigung leben die Fraktionen bei ihrer Parlamentsarbeit in der Praxis in sehr verschiedenen Ausmaßen vor.

Die Fraktion mit dem geringsten Frauenanteil ist die AfD: In den Reihen der Rechten ragen unter den insgesamt 152 Abgeordneten nur 18 Frauen hervor. Beim Männeranteil erreicht die AfD einen beeindruckenden Überhang von 88 Prozent. Keine andere Fraktion im neuen Bundestag weist hier - im Vergleich zu den gesellschaftlichen Verhältnissen - ein größeres Ungleichgewicht auf.

Ganz anders sehen die Verhältnisse bei den Grünen aus. Die Fraktion Bündnis90/Die Grünen setzt sich aus 33 Männern und 52 Frauen zusammen. Der Frauenanteil liegt bei den Grünen bei 61,2 Prozent. Im künftigen Bundestag ist das ein absoluter Spitzenwert. Keine andere Gruppe bringt mehr weibliche Abgeordnete ins Parlament als die Grünen.

Die Grünen übertreffen bei der Anzahl der Parlamentarierinnen mit 52 weiblichen Abgeordneten sogar die zahlenmäßig deutlich größere SPD-Fraktion. Die Sozialdemokraten können nur den drittgrößten Frauenanteil im Bundestag vorweisen. Insgesamt 70 der 120 SPD-Sitze werden von Männern ausgefüllt.

Die Linkspartei kann mit 56,3 Prozent oder 36 Parlamentarierinnen die zweitstärkste Frauenquote vorweisen. Die Linken übertreffen damit die Sozialdemokraten deutlich, die hier - trotz ihrer traditionellen Stärke in der Gleichstellungs- und Familienpolitik - nur auf einen Anteil von 41,7 Prozent kommen. Die Unionsfraktion hinkt den gesellschaftlichen Verhältnissen in ihrer Geschlechterzusammensetzung weit hinterher: Mit 23,1 Prozent sind weniger als ein Viertel der Abgeordneten von CDU und CSU weiblich.

Im internationalen Vergleich bewegt sich Deutschland mit diesen Zahlen eher im Mittelfeld. In europäischen Nachbarländern wie Belgien, Niederlande, Frankreich, Österreich und Spanien erreichen die Beteiligungsquoten von Frauen in den Nationalparlamenten teils deutlich höhere Werte zwischen 36 und 44 Prozent. Weltweit landet Deutschland in einer Aufstellung parlamentarischer Vergleichsdaten beim Frauenanteil nur auf dem 58. Platz - knapp hinter Italien - aber noch weit vor Kanada und den USA.

Bei den übrigen demografischen Merkmalen sieht es etwas besser aus. Der neue Bundestag ist tendenziell etwas älter, besser ausgebildet und besser abgesichert als der Bundesdurchschnitt. Der älteste Abgeordnete ist Alexander Gauland von der AfD, gefolgt vom neuen Alterspräsidenten Gregor Gysi von den Linken. Linken-Spitzenpolitiker Gysi ist zwar mit 77 Jahren ganze sieben Jahre jünger als Gauland, verfügt aber anders als dieser über weit mehr Parlamentserfahrung. Mit mehr als 30 Jahren im Bundestag ist Gysi "dienstältester Abgeordneter der 21. Wahlperiode", wie es beim Bundestag heißt.

Die beiden jüngsten Abgeordneten sind der 23-jährige Student Luke Hoß von den Linken und seine ein Jahr ältere Fraktionskollegin Zada Salihović. Die Bandbreite der unterschiedlichen Lebensperspektiven ist enorm: Der 1941 geborene AfD-Ehrenvorsitzende Gauland ist rund sechzig Jahre älter als sein jüngster Kollege im Bundestag. Hoß ist Jahrgang 2001 und zählt mit Salihović zu den wenigen Mitgliedern im Parlament, die nach der Jahrtausendwende zur Welt kamen. Das Durchschnittsalter im Bundestag liegt weitgehend unverändert bei 47 Jahren. Bundesweit lag das Mittel laut amtlicher Statistik zuletzt bei 44,6 Jahren.

Die größte Altersgruppe im Parlament stellen die 50- bis 59-Jährigen, also die Generation, die zwischen 1965 und 1975 geboren wurde. Im aktuellen Bundestag trifft das auf 186 Abgeordnete zu, was einem Anteil von knapp 30 Prozent entspricht. Die zweitgrößte Alterskohorte stellt die Generation aus den späten 1970er- und frühen 1980er-Jahren. Insgesamt 177 Abgeordnete waren zum Zeitpunkt ihrer Wahl zwischen 40 und 49 Jahren alt.

Die jüngeren Bevölkerungsschichten sind im Bundestag deutlich schwächer vertreten: Nur fünf Prozent aller Mandatsträger sind jünger als 30 Jahre. Der Anteil der Senioren in den höheren Semestern fällt allerdings noch geringer aus. In der Altersgruppe ab 70 Lebensjahren nehmen neben Gauland nur sieben weitere Abgeordnete an der Parlamentsarbeit teil.

Beim Altersschnitt nach Fraktionen liegen Grüne und Linke nahezu gleichauf. Deren Abgeordnete sind im Mittel rund 42 Jahre alt und somit deutlich jünger als die Durchschnittsparlamentarier. Union und SPD liegen mit dem Altersdurchschnitt mit 48 Jahren nur hauchdünn darüber. Bei der AfD sind die Abgeordneten im Schnitt 51 Jahre alt.

Kaum Handwerker, viele Bürokraten

Bei den Berufsgruppen, der Ausbildung und dem beruflichen Werdegang ist der neue Bundestag dagegen alles andere als ein Abbild der Bevölkerung. Fast drei Viertel der Abgeordneten entspringt der Kategorie "Unternehmensorganisation, Recht, Verwaltung", wie aus Daten der Bundeswahlleiterin hervorgeht. Auf diese Kategorie, in der unter anderem Anwälte, Juristen und Beamte zusammengefasst werden, entfallen 459 der 630 Mandate.

Die zweitstärkste Berufsgruppe bilden die "Gesundheits-, Lehr-, Sozial- und Erziehungsberufe", aus denen 45 Abgeordnete stammen. 44 weitere Mitglieder des Parlaments gaben bei der Frage nach ihrer beruflichen Erfahrung den Bereich "Sprache, Literatur, Gesellschaft, Wirtschaft, Medien, Kultur" an. Handwerker, Solo-Selbstständige, Landwirte und Ingenieurinnen sind im Bundestag demnach eher selten. Ebenso massiv unterrepräsentiert sind Studierende, Auszubildende, Alleinerziehende und Rentner.

Die persönliche Lebenserfahrung und der berufliche Hintergrund sind für die gesamte parlamentarische Arbeit dabei von größter Bedeutung: Die unterschiedlichen Perspektiven können die Ausgestaltung der Gesetzgebung - ob im Plenum oder in den Ausschüssen - erweitern oder einengen. Über eigene Erfahrungen als Unternehmer verfügen einer Auswertung der Stiftung Familienunternehmen zufolge nur 37 der 630 Abgeordneten.

Umso schwerer wiegt die Tatsache, dass die Zusammensetzung des Parlaments auch bei der Frage nach der Herkunft weit von den Realitäten in der Gesellschaft abweicht. Einen Migrationshintergrund weisen zum Beispiel nur knapp 12 Prozent der 630 Abgeordneten auf. Einer gängigen Definition zufolge heißt das, dass sie entweder selbst mit einer anderen als der deutschen Staatsbürgerschaft geboren wurden oder mindestens ein Elternteil aus dem Ausland stammt. In der Gesamtbevölkerung liegt dieser Anteil bei rund 29,7 Prozent.

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