Russlands Präsident Wladimir Putin hat vorgeschlagen, die von ihm angegriffene Ukraine unter Verwaltung der Vereinten Nationen zu stellen, um Wahlen durchzuführen. „So eine Praxis gibt es und im Prinzip kann man natürlich die Möglichkeit einer zeitweisen UN-Verwaltung mit den USA, den europäischen Staaten und – versteht sich – auch mit unseren Partnern und Freunden erörtern“, sagte Putin bei einem Gespräch mit Matrosen eines Atom-U-Boots.

Ziel sei die Durchführung demokratischer Wahlen, bei der eine handlungsfähige Regierung für einen Friedensschluss an die Macht komme. „Mit dieser beginnen wir dann Verhandlungen über einen Friedensvertrag, unterzeichnen legitime Dokumente, die weltweit anerkannt werden und sicher und stabil sind“, sagte Putin.

Während seines Besuchs in der nördlichen Hafenstadt Murmansk sagt Putin laut russischen Nachrichtenagenturen zudem, Russland bewege sich allmählich, aber zuversichtlich auf die Erreichung seiner Ziele in dem mehr als drei Jahre dauernden Krieg mit der Ukraine zu. Er denke, dass US-Präsident Donald Trump, der die Beziehungen zu Moskau verbessern und auf eine Einigung hinarbeiten wolle, aufrichtig um Frieden in der Ukraine bemüht sei. Russland sei außerdem bereit, mit Nordkorea zusammenzuarbeiten, um eine Lösung des Konflikts zu finden.

US-Präsident Donald Trump hatte bereits vor Beginn der Gespräche über eine Friedenslösung die meisten Forderungen Russlands anerkannt und war dem bisherigen Verbündeten, der Ukraine, immer wieder in den Rücken gefallen. Dies scheint bei Putin dazu geführt zu haben, dass er immer neue, weitergehende Forderungen stellt.

Militärisch gab sich der Kremlchef einmal mehr siegesgewiss. Schon jetzt hätten die russischen Streitkräfte 99 Prozent des Gebiets Luhansk und jeweils mehr als 70 Prozent der ebenfalls von Moskau annektierten Gebiete Donezk, Cherson und Saporischschja erobert. Die ukrainischen Truppen ständen kurz vor der totalen Niederlage, behauptete Putin „Es gibt Grund anzunehmen, dass wir ihnen den Gnadenstoß geben.“

Putins Forderung nach einer Fremdverwaltung für die Ukraine bedient dabei gleich zwei Argumentationsmuster des Kremls. So behauptet Moskau, dass die Ukraine ein gescheiterter Staat sei, in dem nationalsozialistische Gruppierungen die Macht ergriffen hätten.

Die zweite These geht dahin, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nach Ablauf seiner Amtszeit im vergangenen Jahr kein Mandat mehr besitze. Ukrainischen Juristen zufolge ist die Verlängerung der Vollmachten aber durch das Kriegsrecht gedeckt. International wird er ebenso weiterhin als Präsident anerkannt – auch weil Neuwahlen im Land wegen der Besetzung großer Gebiete durch Russland nicht durchführbar sind.

Selenskyj äußert sich zu Putins Motiven

Selenskyj wiederum spekulierte in einem Fernsehinterview über Putins Antrieb für den Überfall auf die Ukraine. Vor drei Dingen habe Putin Angst, sagte er gegenüber einer Gruppe europäischer Journalisten in Paris. Er zählte dazu die Angst vor einer Destabilisierung der russischen Gesellschaft, seinen eigenen Untergang und die Isolation.

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„Was er fürchtet, ist die Destabilisierung seiner Gesellschaft“, sagte Selenskyj laut dem Dolmetscher. „Aber niemand wird dies beeinflussen – er wird es selbst tun. Seine Wirtschaft wird leiden, die Sanktionen werden ihren Tribut fordern. Er kontrolliert oder schützt nicht alle seine Territorien.“

Der ukrainische Staatschef forderte die westlichen Verbündeten daher dazu auf, weiter Druck auf Russland auszuüben. Putin fürchte seinen Untergang sowie einen Machtverlust Russlands. „Das hängt auch von der Stabilität seiner Gesellschaft ab, aber auch von seinem Alter. Er wird bald sterben. Das ist ein Fakt. Und dann wird alles vorbei sein“, sagte Selenskyj.

Außerdem habe Putin Angst vor einer Isolation auf der Weltbühne. „Es ist sehr wichtig, dass die USA ihm nicht helfen, der Isolation zu entkommen, denn das wäre gefährlich.“

Kremlfreundliche Äußerungen aus Washington schwächten aber den Druck auf Russland, sagte Selenskyj in dem Interview weiter. Damit komme man einem Frieden in dem größten Konflikt in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg nicht näher.

Selenskyj kritisierte vor allem den von US-Präsident Donald Trump eingesetzten Sondergesandten Steve Witkoff. Er bedankte sich zwar erneut für die Unterstützung der USA im Ukraine-Krieg, sagte aber, Washington habe sich von den russischen Darstellungen des Kriegs beeinflussen lassen. Witkoff wiederhole „oft Kreml-Narrative“, sagte Selenkyj mit Blick auf positive Äußerungen des US-Gesandten über die Absichten des russischen Präsidenten Wladimir Putin und die Rechtfertigung der russischen Politik.

Witkoff hatte unter anderem gesagt, er halte Putin nicht für einen „bösen Kerl“. „Ich glaube nicht, dass uns das dem Frieden näher bringt“, sagte Selenskyj. „Leider glaube ich, dass es den Druck der Amerikaner auf Russland nur schwächt.“ Die Ukraine werde aber gegen die russischen Darstellungen angehen, „wo immer sie auftauchen, weil es einfach keinen anderen Weg gibt“.

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