Eine in der Öffentlichkeit bisher als ungeklärt geltende schwere Brandstiftung in Brandenburg geht Ermittlungen zufolge auf das Konto von zwei jugendlichen Neonazis. Nach Informationen von WELT AM SONNTAG beschuldigt die Staatsanwaltschaft Cottbus die beiden 15-jährigen mutmaßlichen Rechtsextremisten, im Oktober vergangenen Jahres das Kulturhaus „Kultberg“ im südbrandenburgischen Ort Altdöbern angezündet zu haben.
Wie aus Sicherheitskreisen verlautete, wurden die in der Region aufgewachsenen Jugendlichen im Februar dieses Jahres festgenommen. Einer von ihnen befindet sich nach Angaben aus Ermittlerkreisen weiterhin in Untersuchungshaft. Mit dem Fall befasste Mitarbeiter der Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass sie bald angeklagt werden und sich wegen schwerer Brandstiftung vor Gericht verantworten müssen.
Das Kulturhaus in Altdöbern im Landkreis Oberspreewald-Lausitz war in der Nacht vom 22. auf den 23. Oktober in Brand geraten und weitgehend zerstört worden. Die Behörden hatten zunächst einen technischen Defekt als Ursache vermutet. Nachdem Experten den Brandherd identifiziert hatten, schien aber eine Brandstiftung wahrscheinlicher zu sein. Ermittlungen in dem in der Region sehr aktiven Milieu junger Neonazis führten die Polizei dann zu den nun beschuldigten 15-jährigen. Ein wichtiger Hinweis kam demnach von der Polizei Thüringen. An der Razzia war neben der Brandenburger Polizei auch die Polizei Sachsen beteiligt.
Nach Informationen von WELT AUS SONNTAG aus den Sicherheitsbehörden gehören die beschuldigten 15-Jährigen der neonazistischen Gruppierung „Letzte Verteidigungswelle“ an. Diese gilt als eine von mehreren Gruppen, die seit etwa Mitte vergangenen Jahres vor allem in den sozialen Medien aktiv sind, aber auch mit diversen rechtsextremistisch motivierten Gewalttaten auffielen. Als weitere Zusammenschlüsse dieses Milieus gelten die ebenfalls in der Hauptstadtregion besonders aktive Gruppe „Deutsche Jugend voran“ oder der Zusammenschluss „Jung und Stark“.
Die Betreiber des Kulturhauses „Kultberg“ hatten sich in der Vergangenheit wiederholt gegen Rechtsextremismus ausgesprochen. Die Ermittler vermuten, dass die Brandstiftung mit diesem politischen Engagement im Zusammenhang steht.
Die Staatsanwaltschaft Cottbus wollte die Informationen zu den beiden beschuldigten Neonazis auf Anfrage nicht kommentieren. Eine Sprecherin der Behörde sagte lediglich, die Ermittlungen dauerten an. Nach Informationen von WELT AM SONNTAG erwägt der Generalbundesanwalt, das Verfahren zu übernehmen.
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