Nach dem Abgang von Christian Lindner als FDP-Chef hat Christian Dürr die besten Aussichten, ihn zu beerben. Der frühere Fraktionsvorsitzende zieht seine Lehren aus der Wahlniederlage.
Der voraussichtlich künftige FDP-Vorsitzende Christian Dürr hat seine Partei zur Selbstkritik angesichts der Niederlage bei der Bundestagswahl aufgerufen. "Wir müssen den Fehler zunächst bei uns selber suchen, nicht bei anderen", sagte Dürr dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Er ist als bisher einziger Kandidat für den Vorsitz der FDP nominiert, der auf einem Parteitag im Mai neu gewählt wird.
"Wir hatten den Anspruch, im Land wirklich etwas zu verändern", sagte Dürr weiter. "Das ist uns nicht ausreichend gelungen, das ging in der Ampel einfach nicht. Dafür haben wir die Quittung bekommen." So hätte die FDP darauf dringen müssen, nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Jahr 2022 das Programm der Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP neu aufzustellen. "Wenn das gelungen wäre, hätte das manchen Streit und manche Blockade verhindert", sagte Dürr, der zuletzt FDP-Fraktionschef im Bundestag war. "Es wäre aber kein Ausweg gewesen, einfach nur mehr Schulden zu machen, um eine Koalition zusammenzuhalten." Der FDP sei es zudem nicht gelungen, "mit den Themen, die uns etwas bedeuten, wirklich verbunden zu werden". Die Wahlniederlage sei bitter, aber auch die Chance für einen Neustart.
Auch FDP wirbt um "Menschen der Mitte"
Was die Zielgruppe der künftigen FDP angeht, so wolle man "ein Angebot machen für die Menschen der Mitte, die sich weder von krass rechten Parteien vertreten fühlen, die den Staat lächerlich machen, noch von SPD, Grünen und Union, die sich an den Staat klammern und ihn als alleinigen Problemlöser darstellen", sagte Dürr. Dabei grenzte er sich nicht komplett von der Positionierung des bisherigen FDP-Chefs Christian Lindner ab, der sich im Wahlkampf dafür ausgesprochen hatte, sich am disruptiven Vorgehen des US-Tech-Milliardärs Elon Musk und Argentiniens Präsident Javier Milei zu orientieren. Musks radikale Einschnitte in die US-Verwaltung seien zwar übertrieben. "Aber die Idee dahinter stimmt", sagte Dürr. "Auch in Deutschland wirkt der Staat wie ein zugewachsener, verrückter Urwald. Er muss aber so flott und problemlos funktionieren wie eine Banking-App."
Den Frauenanteil der Partei will Dürr erhöhen. "Die FDP braucht mehr weibliche Mitglieder, das wird eine sehr grundsätzliche Aufgabe für die nächste Parteiführung werden." Das gelinge dann, wenn die FDP über Zukunftsthemen spreche und viele unterschiedliche Köpfe einbinde. Quotenregelungen halte er allerdings nicht für gut, sagte Dürr. Die CDU zeige gerade, dass solche Festlegungen nicht funktionierten. "Die wichtigen Entscheidungen in den Koalitionsverhandlungen werden trotz Quoten von Männern getroffen", sagte Dürr.
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