Köpfe rollen in höchsten US-Sicherheitsbehörden. Der Chef der mächtigen NSA muss gehen. Mit dahinter soll die Influencerin Laura Loomer stecken. Wer ist sie - und welche Rolle hat sie im Trump-Universum?
Die NSA ist einer der mächtigsten Nachrichtendienste der Welt. Nun wird deren Chef Timothy Haugh gefeuert. Haugh hatte sich seit Beginn der 90er Jahre zunächst im Militär und dann im Nachrichtenwesen hochgearbeitet und Kontakte geknüpft. Bei seiner Absetzung soll laut Medienberichten nun die rechte Aktivistin Laura Loomer ihre Finger im Spiel gehabt haben - wie auch bei der fast zeitgleichen Säuberung des Nationalen Sicherheitsrats. Ziemlich viel Einfluss für eine 31-jährige Influencerin, die keinen offiziellen Posten besetzt. Oder trügt der Schein?
Loomer selbst erklärte der "Washington Post", die Entlassungen von Haugh und seiner Stellvertreterin bei der NSA seien von ihr bei einem Treffen mit Präsident Trump gefordert (engl.: "advocated") worden. Sie habe zur Entlassung Haughs gedrängt, weil dieser von General Mark A. Milley "handverlesen" eingestellt worden sei. Milley war im Jahr 2023 Vorsitzender der sogenannten Vereinigten Stabschefs, als Haugh für die Leitung des Cyber Command und der NSA nominiert wurde. Später fiel Milley bei Trump in Ungnade und wurde pensioniert.
Das Trump-Universum
Selbst in Zeiten von Social Media - sollte man meinen - müssten höchste Regierungsbeamte doch eigentlich ihre Souveränität verteidigen können gegen eine Influencerin und selbst ernannte Investigativjournalistin. Immerhin hat es Haugh im Militär zum General der Air Force gebracht. Und seiner war nicht der einzige Kopf, der in dieser Woche rollte. Doch unter Trump gelten offensichtlich andere Regeln. Die des Business. Solche, die Trump in seinem Leben als Immobilien-Tycoon in New York erlernt hat. Und da spielen Personen wie Loomer eine wichtige Rolle. Als Ausputzer. Sie steigen in Niederungen, immer loyal, während der Boss eine (zumindest etwas) weißere Weste behält - und die Zügel in der Hand. In Welt der Politik werden sie manchmal mit dem etwas hässlichen Begriff des Kettenhundes abgestempelt - wie etwa Dmitri Medwedew, der für Russlands Präsidenten Wladimir rhetorisch harte Bandagen anzieht, aber dessen Einfluss darüber hinaus eher begrenzt ist.
Auch die 1993 im US-Bundesstaat Arizona geborene Loomer hat sich vor allem mit rassistischen Kommentaren und der Verbreitung von Verschwörungserzählungen einen Namen gemacht. Im vergangenen US-Wahlkampf schrieb Loomer, sollte die Kamala Harris die Wahl gewinnen, werde "das Weiße Haus nach Curry riechen" und Reden in der Regierungszentrale würden "über ein Callcenter abgewickelt". Harris ist teils indischer Abstammung, Loomers Kommentare sind herabwürdigend und rassistisch.
Nähe und Distanz
An anderer Stelle ging Loomer über die unsägliche Falschmeldung, die auch Trump verbreitete, nämlich dass Migranten aus Haiti Katzen und Hunde äßen, noch hinaus. "Sie essen Menschen", schrieb sie. Zu den Anschlägen vom 11. September 2001 hat sie diverse Verschwörungserzählungen und sie einmal als einen "Inside-Job" bezeichnet.
Trump scheint das alles nicht zu stören. Er treibt ein Spiel von Nähe und Distanz zu Loomer. Als er während seines Wahlkampfs einmal bei einer Pressekonferenz auf Loomers Äußerungen und Verschwörungserzählungen angesprochen wurde, gab sich Trump ahnungslos. "Ich weiß nicht viel darüber", entgegnete er. Sie sei eine Unterstützerin und ein "Freigeist". Loomer vertrete starke Meinungen. "Ich weiß nicht, was sie gesagt hat, aber das ist auch nicht meine Sache", fuhr er fort. "Ich kann Laura nicht sagen, was sie tun soll." Angesprochen darauf, dass sie ihn bereits damals an Bord seines Flugzeuges begleitet habe, gab Trump zurück, das täten viele. "Es ist ein großes Flugzeug."
Eigene Polit-Karriere gescheitert
Loomer selbst scheiterte 2020 und 2022 mit eigenen politischen Ambitionen, in den US-Kongress zu kommen. Seit 2023 wird sie in der Nähe von Trump verortet - auch zum Missfallen einiger US-Republikaner, die angesichts von Loomers extremen Positionen Bedenken äußerten, dass dies Trump im Wahlkampf schaden könnte. Doch am Ende kam es wohl darauf an, was Trump von ihr hielt, wie sie sich in sein Universum einfügte.
Nach den jüngsten Entlassungen im Nationalen Sicherheitsrat auf den Einfluss der rechten Aktivistin angesprochen, sagte Trump: "Laura Loomer ist eine sehr gute Patriotin. Sie ist eine sehr starke Persönlichkeit (...) Sie macht Empfehlungen zu Dingen und Leuten, manchmal höre ich [sie] mir an, wie bei jedem, ich höre mir jeden an, und dann entscheide ich." Die Frage, ob Loomer mit den Entlassungen in Verbindung stehe, wies er aber mit einem "Nein, überhaupt nicht" zurück.
Wichtig ist die Loyalität
Es ist also wieder das vage Spiel, bei dem Loomers Einfluss nicht wirklich greifbar wird. Was am Ende am wichtigsten erscheint: Loomer ist als Influencerin sichtbar - und steht klar auf Trumps Seite. Das macht einen Großteil ihrer Rolle aus. Der 78-Jährige favorisiert bekannterweise ein Umfeld mit Leuten aus seiner Familie und anderen Vertrauten, die sich dabei bedingungslos ihm unterordnen. Loomer denkt dabei offenbar in den gleichen Kategorien. Immer wieder verwendet sie den Begriff der "Illoyalität" gegenüber Trump, wenn es um politische Gegner geht. Das passt zu Trumps eigener Sozialisation. Er hat sich im New Yorker Immobiliensumpf der 70er und 80er Jahre bewegt. Da zählten Loyalität nach Innen und harte Bandagen nach Außen.
Aber ist Loomer deswegen unersetzbar - hat einen wirklich tiefgreifenden Einfluss wie etwa Elon Musk? Das ist zu bezweifeln. Ihre Rolle mutet eher wie die eines Dmitri Medwedew an, die darin besteht, laute extreme Ansichten von sich zu geben. Und eben loyal sein. Musk hat zwar auch schon den Kettenhund-Stempel bekommen. Doch da hinkt der Vergleich. Ihm kommt eher etwas wie die Rolle des hoch ausgebildeten Consigliere eines Paten gleich - vielleicht sogar noch mehr. Ob Loomer eine wirklich wichtige Rolle im Trump-Apparat zukommt, muss die Zeit zeigen. In Verbindung zu ein paar Entlassungen in der Ära Trump zu stehen, reicht da nicht. Denn die sind mittlerweile alltäglich.
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