In Lesotho geben sie sich kämpferisch. Am Donnerstag trat Handelsminister Mokhethi Shelile vor die Kameras. Er musste irgendwie darauf reagieren, dass Donald Trumps irrsinnige Strafzölle ausgerechnet das unscheinbare Königreich mit maximaler Härte treffen. „Wir werden nicht sterben“, sagte Shelile. „Und wir werden jeden einzelnen Job mit Zähnen und Klauen verteidigen.“

50 Prozent beträgt der Zollsatz in den USA künftig für Importe aus Lesotho, das ist der Spitzenwert auf der Liste von Trump, der bis vor einigen Wochen offenbar noch nicht einmal etwas mit dem Namen anfangen konnte. Bei seinem Feldzug gegen die US-Entwicklungshilfebehörde USAID echauffierte er sich, dass dieses „Land, von dem nie jemand gehört hat“, acht Millionen Dollar für die zivilgesellschaftliche Stärkung der LGBTQ-Gemeinschaft bekommen habe.

Noch in den kommenden Tagen will Lesotho eine Delegation nach Washington schicken. Denn die USA sind der wichtigste Absatzmarkt für die bislang erstaunlich resiliente Textilbranche des winzigen Landes. 12.000 Menschen sind in elf Fabriken beschäftigt – die meisten produzieren für den US-Markt. Shelile befürchtet Schließungen. Angesichts von gerade einmal zwei Millionen Einwohnern wäre das ein harter Schlag.

Auch Diamanten werden in die USA exportiert. Die örtliche Nachfrage nach hochpreisigen US-Produkten hält sich dagegen, wie in allen unterentwickelten Ländern, in Grenzen. Wenig überraschend kommt also ein Handelsbilanzüberschuss zugunsten des Königsreichs zustande, der den Zöllen bekanntlich zugrunde liegt. Es sind jährlich rund 260 Millionen Dollar.

Das Beispiel offenbart, wie sehr dieser Vorgang gerade in Afrika den Interessen der USA widersprechen. Lesotho ist neben dem noch kleineren Eswatini das einzige Land in Afrika, dessen Handelsvolumen mit den USA noch über dem mit China liegt (beide Kleinstaaten sind als blaue Punkte in der Karte von 2023 zu erkennen). Im Jahr 2003, als China auf dem Kontinent an Fahrt aufnahm, waren die USA noch für rund zwei Drittel der Länder der größere Handelspartner, darunter so ziemlich alle wirtschaftlichen Schwergewichte.

Eswatini ist zudem die einzige Nation in Afrika, die noch diplomatische Beziehungen mit Taiwan aufrecht hält, was den US-Rivalen China mächtig ärgert – wie auch die Tatsache, dass einige der Textilfirmen in Lesotho ebenfalls in taiwanischer Hand sind. Entsprechend dürfte man in Peking so manchen Satz von Shelile wohlwollend zur Kenntnis genommen haben. „Wir müssen unsere Absatzmärkte diversifizieren“, sagte der.

Die ohnehin eher halbherzigen Bemühungen der USA, Chinas geopolitische Vorherrschaft auf dem Kontinent zurückzudrängen, sind jedenfalls erst einmal weitgehend vorbei. Die Kluft zwischen dem Einfluss beider Weltmächte dürfte sich weiter vertiefen.

Afrikas Handel mit China hat ein jährliches Volumen von rund 292 Milliarden Dollar, der mit den USA nur 80 Milliarden Dollar, also weniger als ein Drittel. Allerdings ist hier die Handelsbilanz für Afrika vorteilhafter, es werden auch immerhin etwas mehr verarbeitete Güter in die USA exportiert als nach China. An ihnen hängen ungleich mehr Arbeitsplätze als am dominierenden Rohstoffexport.

Wie dramatisch die Folgen der Strafzölle für Afrika sind, zeigt auch der Blick auf die Bemühungen der vergangenen Monate, das Freihandelsabkommen AGOA zu verlängern, das Ende des Jahres ausläuft. Es ermöglicht den zollfreien Marktzugang für viele afrikanische Unternehmen. Einige afrikanische Länder haben in der Sache Lobbyisten in Washington angeheuert, immer wieder Minister losgeschickt.

Besonders Südafrika war sehr aktiv, obwohl dessen spektakuläres Zerwürfnis mit den USA schon lange vor der Wahl Trumps begann. Es gehört selbstverständlich ebenfalls zu den, so Trump, „schlimmsten Übeltätern“, für die er sein Zollpaket geschnürt hat.

Wie so oft bedachte er es mit einer persönlichen Widmung. „Sie haben einige schlimme Dinge am Laufen“, sagte er mit Blick auf die aus seiner Sicht systematische Diskriminierung der weißen Minderheit dort. Künftig werden 30 Prozent Zoll fällig. Immerhin stehen die wichtigsten südafrikanischen Exporte, wie Platin, Gold und Mangan, auf einer Ausnahmeliste.

Nur beim Kongo macht Trump eine Ausnahme

Für strategisch wichtige Rohstoffe gilt die neue Regelung also nicht. Sie sind auch der Grund dafür, dass in einem der größten afrikanischen Länder beim Blick auf die USA keine Krisenstimmung herrscht: der Demokratischen Republik Kongo. Dort kam am Mittwoch Trumps neuer Afrika-Beauftragter Massad Farès Boulos an, dessen Sohn mit Trumps Tochter Tiffany verheiratet ist.

Der Besuch nährt in dem zentralafrikanischen Land die Hoffnung auf einen Rohstoffdeal, den man im Gegenzug für militärische Unterstützung gegen die von Ruanda unterstützten M23 angeboten hat.

Christian Putsch ist Afrika-Korrespondent. Er hat im Auftrag von WELT seit dem Jahr 2009 aus über 30 Ländern dieses geopolitisch zunehmend bedeutenden Kontinents berichtet.

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