Die Telefone in Washington klingeln pausenlos. Zahlreiche Länder- und Unternehmensvertreter rufen im Weißen Haus an, um die Trump-Administration zu einem Einlenken hinsichtlich der verhängten Zölle zu bewegen. Der US-Präsident freut sich sichtlich über diese Entwicklung.
Die drastische Zollpolitik der USA unter Präsident Donald Trump sorgt für Nervosität an den Finanzplätzen und in den Regierungssitzen weltweit. Zahlreiche Administrationen bemühen sich darum, Schaden von ihren Ländern abzuwenden und mit Washington zu einer bilateralen Einigung zu kommen. Ungeachtet des Bebens, das sein am "Tag der Befreiung" angekündigter Zollschlag ausgelöst hat, macht sich Trump über die betroffenen Regierungsvertreter lustig, die nach seiner Darstellung im Weißen Haus vorsprechen.
"Diese Länder rufen uns an. Sie küssen meinen Arsch", sagte Trump am Dienstagabend (Ortszeit) vor einer hörbar erheiterten Gruppe von Republikanern beim National Republican Congressional Committee Dinner. Die Ländervertreter würden darauf brennen, einen Deal abzuschließen. Trump äffte die vermeintlichen Gesprächspartner nach, die ihn angeblich anflehen würden, um doch noch eine Einigung zu erzielen. "Bitte, Sir, machen Sie einen Deal." Und weiter: "Ich werde alles tun, Sir", sprach Trump in besonders unterwürfigem Ton.
Trump prahlte bei seiner Rede dem "Independent" zufolge auch damit, dass er die "erfolgreichsten 100 Tage in der Geschichte dieses Landes" hinter sich habe. Dabei habe er offenbar "die rasanten Kurseinbrüche an den globalen Aktienmärkten nach der Ankündigung seiner Zölle, die wütenden republikanischen Bürgerversammlungen und einen großen landesweiten Protest gegen seine Regierung nur wenige Tage zuvor" vergessen.
"Ich weiß, was zur Hölle ich tue"
Trumps Sprecherin Karoline Leavitt erklärte am Dienstagnachmittag, Trump sei bereit für Gespräche. "Die Telefone stehen nicht mehr still, alle wollen mit dieser Regierung, diesem Präsidenten und seinem Handelsteam sprechen, um zu versuchen, ein Abkommen zu erzielen." Wie CNN berichtet, suchen auch die Chefs einiger großer multinationaler Unternehmen den Kontakt zum Weißen Haus.
Demnach klingelten die Telefone von Stabschefin Susie Wiles, Vizepräsident J.D. Vance und Finanzminister Scott Bessent pausenlos. Die Rede sei von einem regelrechten "Tsunami". Es riefen unter anderem CEOs von Banken, Technologie- und Industrieunternehmen an, berichtete der US-Sender unter Berufung auf mehrere Führungskräfte. Es gehe darum, dem Weißen Haus zu vermitteln, dass die Zollpolitik der Weltwirtschaft und der Glaubwürdigkeit der amerikanischen Wirtschaft und Regierung schaden würde.
Ungeachtet dieser Bedenken, die zum Teil auch öffentlich durch Mitglieder von Trumps innersten Zirkel - etwa Techmilliardär Elon Musk - vorgebracht werden, trat heute die zweite Stufe der Sonderzölle in Kraft. Das besonders gebeutelte China zum Beispiel muss nun kumuliert 104 Prozent Zoll für Produkte aufbringen. Wie Trump seinen Parteikollegen am Dienstagabend laut CNN sagte, hält er an seiner Politik fest. "Ich weiß, was zur Hölle ich tue."
Der Staatschef scheint dabei seine Rolle als derjenige, der aus aller Welt umworben wird und entscheidet, wer eine Gnadenfrist erhält und wer nicht, zu genießen. Über die in Entstehung befindlichen Abkommen, die sein Team Medienberichten zufolge mit bis zu 70 Ländern derzeit verhandelt, sagte er am Dienstag: "Ich nenne sie maßgeschneidert, nicht von der Stange."
Trump skizziert möglichen Gesprächsweg
CNN zufolge sollten sich Ländervertreter auch auf kreative Lösungen einlassen. Das sollen US-Diplomaten und Quellen aus dem Weißen Haus als Ratschläge verbreitet haben. Die Ideen, die dabei im Raum stehen sollen, umfassen dem Bericht zufolge den Umgang mit Amerikanern, die zu Unrecht im Ausland inhaftiert sind, die Verpflichtung zur Zusammenarbeit mit US-Unternehmen für Künstliche Intelligenz, den Kauf von mehr US-Energie oder die Bekämpfung des globalen Drogenhandels. Wann es zu dezidiert ausgehandelten Abkommen kommt, ist allerdings nicht klar. "Politico" berichtet, dass einige Länder, wie etwa die Philippinen und Großbritannien, Gesprächstermine angefragt beziehungsweise Ideen vorgebracht hätten, aber noch auf eine Antwort warten würden.
Was Trump vorschweben könnte, machte er derweil in einem Post auf seiner Plattform "Truth Social" am Dienstagnachmittag deutlich. "Ich hatte gerade ein großartiges Gespräch mit dem amtierenden Präsidenten von Südkorea." Es sei unter anderem um das Handelsdefizit, Zölle, den Schiffbau, "den großangelegten Kauf von US-Flüssigerdgas", eine Beteiligung an einer Alaska-Pipeline und die Bezahlung für militärischen Schutz gegangen. Es gebe in jedem Fall Potenzial für einen "großartigen Deal".
Seinen Angaben zufolge befindet sich bereits ein südkoreanisches Team im Flugzeug auf dem Weg in die USA. "Wir verhandeln auch mit vielen anderen Ländern, die alle ein Abkommen mit den Vereinigten Staaten abschließen wollen", so Trump. "Wie im Fall von Südkorea bringen wir auch andere Themen zur Sprache, die nicht unter Handel und Zölle fallen, und verhandeln auch diese." Auch China wolle "unbedingt ein Abkommen abschließen, weiß aber nicht, wie es anfangen soll. Wir warten auf ihren Anruf," so Trump. "Es wird passieren!"
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