Zu Napoleon Bonapartes Vermächtnis gehören Staatsreformen und Modernisierung - aber auch eine blutige Kriegspolitik. Um letztere geht es im jüngsten Wortgefecht zwischen dem russischen Präsidenten Putin und seinem französischen Amtskollegen Macron.
Napoleon ist wieder in den Schlagzeilen: Kremlchef Wladimir Putin und der französische Präsident Emmanuel Macron haben sich vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs ein Wortgefecht über den französischen Feldherren geliefert - mehr als 200 Jahre nach dem Tod von Napoleon.
Putin hatte am Donnerstag gesagt, es sei bedauerlich, dass "es noch immer Menschen gibt, die in Napoleons Zeit zurückkehren wollen und dabei vergessen, wie das Ganze ausgegangen ist". Macron hatte sich angesichts der Annäherung zwischen Moskau und Washington unter dem neuen US-Präsidenten Donald Trump verstärkt für die Aufrüstung Europas ausgesprochen. Putins Aussage war ein offensichtlicher Seitenhieb gegen den französischen Präsidenten.
Macron erwiderte Putins Napoleon-Vergleich mit scharfen Worten. "Die einzige imperiale Macht, die ich heute in Europa sehe, heißt Russland", sagte der Präsident am Donnerstagabend am Rande des EU-Gipfels in Brüssel mit Blick auf den russischen Angriff auf die Ukraine. Putin sei ein "Imperialist, der die Geschichte und die Identität der Völker verdreht".
Auch Lawrow mit Napoleon-Spitze
Dass Putin ihn mit Napoleon vergleiche, nannte Macron "historisch widersinnig". Putin sei "zweifelsohne verärgert darüber", dass die Europäer mit Blick auf die Ukraine sein "Spiel entlarvt hätten". Putin wolle keinen Waffenstillstand, um dauerhaften Frieden zu schaffen, sondern um "den Krieg unter günstigeren Bedingungen wieder aufzunehmen".
213 Jahre wird es bald her sein, dass Napoleon im Spätsommer 1812 bei seinem Russlandfeldzug vor Moskau stand, die Stadt ging in Flammen auf. Die französische Armee zog sich zurück. Anschließend zehrte der Winter die Soldaten aus, der Untergang des französischen Kaisers und Feldherrn war eingeleitet.
Putin unterstellte Macron offenbar, ähnliche Eroberungsfantasien zu verfolgen wie Napoleon. Der russische Außenminister Sergej Lawrow sprach es offen aus; Macron wolle "anscheinend dasselbe" wie Napoleon und Adolf Hitler: Russland "erobern" und "besiegen".
Hitler scheiterte zwischen Herbst 1941 und Anfang 1942 ebenfalls an der Eroberung Moskaus - auch für ihn war die Niederlage folgenschwer. In der russischen Erinnerungskultur spielen die Niederlagen Napoleons wie Hitlers eine enorme Rolle. Häufig werden sie zur Verstärkung patriotischer Gefühle genutzt.
Insgesamt hat Napoleon Bonaparte ein kompliziertes Vermächtnis hinterlassen. Auf der einen Seite sind Kriegstreiberei und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Erinnerung, auf der anderen Seite brachte Napoleon zahlreiche Reformen, etwa im Zivilrecht, und insgesamt die Modernisierung in Europa voran.
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