In Berlin wurde erstmals ein Probeunterricht für Sechstklässler eingeführt, die keine Gymnasialempfehlung erhalten haben. Ziel war es, ihnen eine alternative Möglichkeit zu bieten, sich für die siebte Klasse am Gymnasium zu qualifizieren. Doch das Ergebnis fiel ernüchternd aus: Von den 1937 teilnehmenden Schülerinnen und Schülern bestanden lediglich 2,6 Prozent – konkret: 51 – den Test. Diese 51 Kinder nun trotz fehlender Empfehlung und ohne den erforderlichen Notenschnitt von 2,2 auf ein Gymnasium wechseln.

Die neuen Regeln für den Wechsel auf die Oberschule sorgen für scharfe Kritik. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Berlin kritisierte, die neue Regelung verstärke die Auslese beim Übergang aufs Gymnasium.

„Viele Kinder erhalten nun keinen Zugang zum Gymnasium“, sagte die Berliner GEW-Vorsitzende Martina Regulin. Die Schulgesetzänderung stärke die Gymnasien als elitäre Bildungseinrichtung.

„Da schulische Leistung besonders stark von der sozialen Herkunft von Kindern abhängt, kommt es beim Übergang an die weiterführende Schule de facto zu einer Aufteilung nach sozialer Herkunft“, so Regulin. „Die Förderung aller Kinder in der erweiterten Schule muss im Vordergrund stehen.“ Notwendig seien Reformen hin zu längerem gemeinsamen Lernen und zu echter Inklusion.

„Klarer Beleg für eine verfehlte Bildungspolitik“

Die bildungspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Marianne Burkert-Eulitz, sieht die neue Regelung ebenfalls skeptisch. „Die Einführung des Probeunterrichts als Zugangsvoraussetzung für das Gymnasium war ein schwerwiegender Fehler“, sagte sie.

„Nur 2,6 Prozent der Kinder haben bestanden – das ist ein klarer Beleg für eine verfehlte Bildungspolitik.“ Die Politik der CDU-geführten Bildungsverwaltung verstärke soziale Ungleichheit, statt allen Kindern faire Bildungschancen zu ermöglichen.

„Während Gymnasien bevorteilt werden, stehen Integrierte Sekundarschulen unter wachsendem Druck – mehr Schülerinnen und Schüler, aber weniger Ressourcen“, so die Grünen-Politikerin. „Das ist ungerecht und nicht hinnehmbar. Die CDU muss diesen gescheiterten Versuch rückgängig machen.“

„Jahrelange ideologische Experimente haben unser Schulsystem an die Wand gefahren“

FDP-Landesvorsitzender Christoph Meyer kritisierte, die Ergebnisse beim Probeunterricht seien ein Armutszeugnis für den Senat und die Bildungsverwaltung. „Jahrelange ideologische Experimente haben unser Schulsystem an die Wand gefahren.“ Die Leidtragenden seien die Kinder. „Statt Leistungsstandards abzusenken, braucht es endlich echte Reformen: mehr Autonomie für Schulen, bessere Ausstattung, mehr Lehrpersonal und gezielte Förderung.“

Bildungssenatorin Günther-Wünsch verteidigt den neuen Probetag. Dass dabei nur so wenig Schüler erfolgreich waren, sieht die CDU-Politikerin nicht als Problem. Die geringe Quote mache deutlich, dass die Lehrkräfte an den Grundschulen die richtige Förderprognose abgegeben hätten, sagte Günther-Wünsche im Bildungsausschuss des Abgeordnetenhauses.

Angehende Siebtklässler bekommen nur bei einer Durchschnittsnote bis 2,2 eine Empfehlung für das Gymnasium und ab 2,3 eine für eine Integrierte Sekundarschule oder Gemeinschaftsschule.

Grundsätzlich galt das auch bisher. Schulen hatten bei einem Notenschnitt von 2,3 bis 2,7 aber noch Ermessensspielraum für eine Gymnasialempfehlung. Schüler, deren Eltern trotz nicht ausreichender Noten auf einem Besuch des Gymnasiums bestanden, konnten dort ein Probejahr absolvieren. Dieses Modell wird nun durch den Probeunterricht abgelöst.

Der Probetag umfasst schriftliche Leistungen in Deutsch und Mathematik sowie die Überprüfung von fächerübergreifenden Kompetenzen wie selbstständiges Arbeiten, Lösung von Problemen oder Teamfähigkeit.

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