Donald Trump verlangt niedrige Zinsen - und Gehorsam von den Währungshütern. Doch die US-Notenbank stellt sich taub. Das schmeckt dem US-Präsidenten gar nicht. "Für die kommenden Monate ist Zoff angesagt", prognostiziert ein Experte.

Ziemlich beste Freunde werden die beiden wohl nicht mehr: Donald Trump und Jerome Powell. Die jüngste Entscheidung der Federal Reserve, die Zinsen wieder unverändert zu lassen, verschärft den Konflikt zwischen dem US-Präsidenten und dem Fed-Chef - Ausgang ungewiss.

Trump, der in seiner ersten Amtszeit seinen damaligen Wunschkandidaten Powell zum Vorsitzenden der US-Notenbank ernannt hatte, dürfte seine Entscheidung mittlerweile mehr als bereuen. Sein Ruf nach Zinssenkungen prallt zu Trumps großem Unmut immer wieder an den Mauern der unabhängigen Behörde ab. Trump braucht billiges Geld, um seine teuren Wahlversprechen umzusetzen. Gebetsmühlenartig hat er deshalb in den vergangenen Monaten wiederholt, dass hohe Zinsen der Wirtschaft schaden und die Fed endlich umdenken müsse.

Trump: "Tun Sie das Richtige"

Auf seiner Plattform Truth Social forderte Trump am Mittwoch von der Fed: "Tun Sie das Richtige." Im Januar hatte er die Zinspause noch deutlicher mit den Worten kommentiert, er kenne die nötigen Zinssätze "mit Sicherheit deutlich besser" als Powell.

Doch so einfach ist es nicht. Die US-Wirtschaft zeigt zwar Schwächesignale, das Wachstum verlangsamt sich, aber die Inflation bleibt hartnäckig. Für die Währungshüter bedeutet das eine Gratwanderung: Senken sie die Zinsen zu früh, riskieren sie, die Preise weiter anzuheizen. Senken sie die Zinsen zu spät, drohen die USA in eine Rezession abzurutschen, weil das Wirtschaftswachstum abgewürgt wird.

Die Argumente der Fed fürs Abwarten sind stark. Die US-Teuerungsrate liegt immer noch deutlich über der Zielmarke von zwei Prozent. Trumps aggressive Handelspolitik und Zoll-Achterbahn sowie seine geplanten Steuersenkungen könnten die Teuerung weiter befeuern. Experten haben berechnet, dass Trumps aggressive Zollpolitik die Teuerungsrate um einen Prozentpunkt anheben könnte. Trump ist indes auf eine Rezession eingestellt. Er ist überzeugt, dass die Wirtschaftslage erst einmal schlimmer werden muss, bevor sie besser wird.

Doch die hohe Kunst der Geldpolitik besteht darin, vorausschauend zu agieren. Eine Zinssenkung könnte kurzfristig Vorteile bringen, aber langfristig hohe Inflationsrisiken bergen. Wegen der "Nebelschleier" hinsichtlich der weiteren Entwicklung der Konjunktur warte die Fed "auf bessere Sichtverhältnisse", beschreibt Bastian Hepperle von Hauck Aufhäuser Lampe die Lage für ntv.de. Powell formulierte es am Vorabend so: "Die Fed werde ihre Geldpolitik den Gegebenheiten anpassen."

Die Beziehung zwischen Powell und Trump steuert auf eine Belastungsprobe zu. Er sei wie "ein Golfer, der nicht putten kann", warf Trump dem Fed-Chef einmal vor. Und warnte in dessen Richtung: "Wenn ich damit nicht einverstanden bin, werde ich es wissen lassen." Was das bedeutet, darüber darf spekuliert werden. Geht Trump so weit, Powell zu feuern? Rechtlich gesehen ist das nicht zulässig. Aber in Trumps zweiter Amtszeit scheint bislang nichts unmöglich.

"Powell zu feuern, wäre ein Präzedenzfall"

Freiwillig wird Powell seinen Platz nicht räumen. Daran hatte er zumindest auf einer Pressekonferenz im vergangenen Jahr keinen Zweifel gelassen. Auf die Frage, ob er zurücktreten werde, antwortete er mit einem klaren Nein. Dass Powell deshalb gefeuert wird, auch wenn "aus Trumps Sicht die Fed-Spitze nicht legitimiert ist", wie Hepperle sagt, erwarten Experten aber nicht.

"Gegenwärtig gibt es dafür keine Anzeichen," sagt US-Expertin Sandra Navidi von Beyond Global ntv.de. Auch wenn Trump grundsätzlich einen Feldzug gegen die politische Unabhängigkeit von Gerichten oder Behörden führt. Gerade erst hat er die Chefs der Wettbewerbsbehörde FTC (Federal Trade Commission) entlassen. Und rein juristisch sei die Entlassung eines Fed-Chefs nur legal, wenn ein "wichtiger Grund" vorliege, führt die Juristin aus. Generelle Unzufriedenheit oder Meinungsverschiedenheiten reichten nicht aus. "Würde Trump den Fed-Chef Powell feuern, wäre das ein Präzedenzfall."

"Trump hält sich für den 'wahren' Geldpolitiker. Deshalb ist für die kommenden Monate weiter Zoff angesagt", sagt Bastian Hepperle. "Senkt die Fed bis Ende dieses Jahres die Leitzinszielspanne nicht, so wie wir es erwarten, wird Powell in die Schusslinie geraten."

Powells Amtszeit endet offiziell Mitte Mai 2026. Die Experten sind überzeugt, dass Trump bis dahin die Füße stillhalten wird. Wegen des zu erwartenden Aufsehens und der Rechtsstreitigkeiten werde Trump nicht bis zum Äußersten gehen, ist Navidi überzeugt. Auch Ökonom Hepperle hält es für wahrscheinlicher, dass sich Powell "so lange halten kann".

"Powell ist Trump ein Dorn im Auge, weil er politisch neutral ist und sich nicht beeinflussen lässt," sagt die Unternehmerin Navidi. Er hätte lieber einen Loyalisten als Fed Chef, der seine wirtschaftspolitischen Ziele stärker unterstützt, "wie beispielsweise den ehemaligen Fed-Gouverneur Kevin Warsh". Den hatte Trump bereits in seiner ersten Amtszeit als Fed-Chef in Betracht gezogen, sich dann aber für Powell entschieden. Neben Warsh ist auch Kevin Hassett, der Direktor des Nationalen Wirtschaftsrats (NEC) im Gespräch.

"Trump ist wild entschlossen, seine wirren volkswirtschaftlichen Ideen umzusetzen," sagt Hendrik Leber vom Vermögensverwalter Acatis ntv.de. Aber "durch die Zölle werden die amerikanischen Verbraucher bestraft, die ihre importierten T-Shirts, Autos oder Heimwerker teurer bezahlen müssen". Durch eine Quellensteuer ermutige er internationale Anleger, ihr Geld stattdessen zum Beispiel in Europa anzulegen. Damit drücke er den Dollar nach unten, wodurch Importe wieder teurer würden.

"Ein Fed-Chef nach eigenem Gusto: So etwas endet meist böse"

"Powell wird mit seiner ökonomischen Vernunft nicht gehört werden," sagt Leber. "Darum wird Trump 2026 einen Fed-Chef nach eigenem Gusto nominieren. Wenn man das aktuelle Muster zugrunde legt, wird das ein williger, aber fachlich unfähiger Trump-Freund werden. So etwas hat meist böse geendet, zuletzt in Russland oder der Türkei. Inflation ist damit ziemlich sicher. Im schlimmsten Fall gibt es einen Käuferstreik für die US-Staatsanleihen."

Powell wird die kommenden 13 Monate seiner Amtszeit durch ein Minenfeld aus politischem Druck, wirtschaftlichen Risiken und Inflationsgefahren navigieren müssen. Die Unabhängigkeit der Fed zu wahren und die US-Wirtschaft auf Kurs zu halten, ist genau das, was die USA eigentlich in diesen unsicheren Zeiten brauchen. Doch Trump sieht das wie so vieles anders.

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