Die Börsenkurse fallen und stellen viele Anleger auf eine erste harte Probe. Wer jetzt nervös wird, sollte sich überlegen, ob Aktien das Richtige sind. Das sind die Alternativen.

Vielleicht waren wir alle ein bisschen erfolgsverwöhnt. Ganz sicher waren es diejenigen, die erst in den vergangenen Jahren in den Aktienmarkt eingestiegen sind über Indexfonds, also ETFs. Der mit Abstand beliebteste Börsenindex, der dabei in Sparplänen und Depots landete, ist der MSCI World Index. Und er lieferte Renditen von 15, 17 oder sogar über 20 Prozent – pro Jahr. Doch seit US-Präsident Donald Trump dem Rest der Welt den Handelskrieg erklärt hat, sind die Kurse eingebrochen. Prompt bekommen es viele Anleger mit der Angst zu tun.

Klar schwanken Aktienkurse, das hat man ja schon häufig gelesen, aber doch bitte nicht so! Seit Wochen sieht man nun in Börsenplattformen und im eigenen Depot die vielen roten Vorzeichen. Denn schon seit dem 18. Februar sinken die Kurse. Besonders in den vergangenen Tagen hat sich der Absturz noch einmal beschleunigt. Der Kurs des MSCI World ist beinahe gefallen wie ein Stein, so schnell und so steil. Inzwischen hat sich das investierte Geld mächtig dezimiert und es ist noch kein Ende des Kursrutsches abzusehen. Ist das nun der große Crash. War es doch ein Fehler, auf den Aktienmarkt zu setzen? 

Noch kein Börsen-Crash

Um es gleich zu sagen: Von einem Crash reden Finanzmarktexperten erst, wenn die Kurse auf breiter Front um mehr als 20 Prozent zurückgegangen sind. Bisher hat zumindest der MSCI World Index seit dem Höchststand im Februar aber "nur" 15 Prozent verloren. Das ist bitter, ganz klar. Aber er ist jetzt auf dem Stand, auf dem er auch letztes Jahr im Mai war und im Februar 2024 ebenfalls. Der Weltindex hat also ungefähr den Wertzuwachs ausradiert, den er im letzten Jahr eingefahren hatte. Er steht noch immer bei rund 3300 Punkten. Im September 2022 waren es keine 2400 Punkte. 

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Ob es also ein Fehler war, so einen Aktienfonds zu kaufen, sollte man erst nach dem nächsten Satz entscheiden: Wer so einen Welt-ETF schon seit fünf Jahren hält, also seit Beginn der Coronakrise – die tatsächlich viele Deutsche zu Aktiensparern machte –, der kann sich immerhin über einen Wertzuwachs von knapp 75 Prozent freuen. Vor allem deshalb, weil der Markteinbruch zu Pandemiebeginn die Kurse so stark und unerwartet nach unten geprügelt hatte. Auf Elfjahressicht hat sich der Kurs des MSCI World insgesamt ungefähr verdoppelt. Versuchen Sie das mal mit einer anderen Anlageform zu erreichen. 

Wer es zurzeit dennoch mit der Angst zu tun bekommt, weil er den amerikanischen Präsidenten für noch unberechenbarer hält als die globale Pandemie, der sollte zuerst einmal tief durchatmen und diese Zahlen zumindest einmal über Nacht auf sich wirken lassen. Und solange das Depot nicht antasten. Bleibt das ungute Gefühl bestehen, sollte er ernsthaft nachdenken, ob Aktien wirklich das Richtige für ihn sind – oder ob er die eigene Risikotoleranz nicht doch überschätzt hat. Aber keine Panik, selbst wenn es so ist, muss man nicht gleich alle Aktien hektisch verkaufen. Im Gegenteil. 

Was die Ängstlichen tun können

Versuchen Sie es so: Packen Sie einfach ab sofort nur noch solche Indexfonds ins Depot, die besonders stabil sind und wenig schwanken. Anleihen-ETFs nämlich, etwa auf den Global Aggregate Bond Index oder auf das europäische Pendant, den Euro Aggregate Bond Index. Sie setzen auf Staatspapiere von Ländern mit guter Zahlungsfähigkeit und auf Unternehmensanleihen von soliden Weltkonzernen. Das Interessante an ihnen ist nämlich: Deren Kurse steigen in der Regel, wenn die Aktienkurse fallen. Auch jetzt steigen sie gehörig. So tauchen in schweren Zeiten auch etliche grüne Zahlen auf Ihrem Depotauszug auf. Anleihen stabilisieren das Depot, sagen Finanzexperten dazu. Zudem werfen Anleihen jährlich fixe, berechenbare Zinsen ab. 

Und jedes gute Depot besteht ohnehin aus mehreren Bestandteilen, nicht nur aus einem MSCI World ETF. Um es deutlich zu sagen: Er ist und bleibt eine sehr gute Grundlage. Aber er schwankt eben auch stark und kann Schwächephasen haben. Daher sollte er auf Dauer nicht das einzige Investment sein, gerade wenn das Depot wächst und die angelegte Summe größer wird. Weil sonst die Verluste in Absturzphasen groß ausfallen können und immer die Gefahr besteht, dass man das als Anleger nicht aushält. 

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Spätestens ab 50.000 Euro – gerne auch früher – sollte man daher darüber nachdenken, ob man nicht zusätzlich zum Welt-ETF (der sehr viele amerikanische Aktien enthält) noch gezielt ETF auf europäische oder asiatische Aktien hinzukauft. Oder beispielsweise einen defensiveren ETF, der gezielt auf Qualitätsunternehmen setzt. Dann kommen der weltweite oder ein europäischer Value Index oder der World Quality Index infrage. Damit streut man bereits das Risiko, wie es im Finanzjargon heißt. Und das bereits im Aktienteil des Depots. 

Unterschiede zwischen Jüngeren und Älteren

Zusätzlich sollte man eben nicht nur zu 100 Prozent auf Aktien setzen, gerade wenn man bereits etwas älter ist, sondern von einem Teil des Geldes auch sichere Anleihen oder Anleihen-ETFs kaufen. Oder es zu Zinsen oberhalb von zwei Prozent auf dem Festgeldkonto parken. Wer sehr gute Nerven hat, packt 20 Prozent der flüssigen Mittel in solche sicheren Anlageformen. Wer etwas vorsichtiger ist und den Mittelweg aus Sicherheit und Ertrag wählen will, schiebt rund 40 Prozent in sichere Papiere. Und wer sehr skeptisch ist, reduziert den Aktienteil noch weiter, auf 20 Prozent. 

Jeder sollte sich nur klarmachen: Abstürze passieren am Aktienmarkt immer wieder. Wie lange sie andauern, weiß kein Mensch. Manchmal sind es nur ein paar Wochen, ein andermal fallen die Kurse monatelang. Zum jetzigen Absturz sagt Vermögensverwalter Benjamin Bente von Vates Invest: Der Markt reagiere auf die Idee, dass der Freihandel vorerst auf Eis gelegt sei, "das gilt es nun einzupreisen. Und es ergibt wenig Sinn, dass dieses Repricing über Wochen und Monate stattfindet, es werden vielmehr einige Tage sein". Ein Großteil der Abwärtsbewegung sollte daher in wenigen Tagen stattfinden, "und dieser Abverkauf hat am Donnerstag vergangener Woche, am 3. April, begonnen".

Aber jeder Absturz hatte bisher ein Ende und bisher stiegen die Kurse danach stets weit über ihren Ausgangswert hinaus wieder an. Das gilt seit mehr als 120 Jahren für die Börsen der Welt. Selbst wenn tiefe Krisen oder gar Kriege die Welt erschütterten, galt das. Warum? Weil die Wirtschaft es bisher immer verstand, sich neu zu erfinden – und weiter zu wachsen. Und Aktienbesitzer von diesem Erfolg eine gehörige Scheibe abbekamen. Das ist der Grund, warum sich Aktien im Depot lohnen. Sofern wir es schaffen, nur lange genug an ihnen festzuhalten, bis die nächste Erfolgsgeschichte beginnt.

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