Er tanzt in viel zu engem T-Shirt auf Trumps Wahlkampfbühne, kapert mit seinem Knirps das Oval Office und macht mit Kettensäge auf Milei: Elon Musk legt derzeit einen exzentrischen Auftritt nach dem anderen hin. Und geniesst es, wenn die Welt darüber rätselt, ob er dem Publikum soeben den Hitlergruss oder ein paar Herzchen zugeworfen hat.

Der reichste Mensch der Welt hat aber nicht nur Geltungsdrang, sondern auch Gestaltungswillen: Erst finanzierte er Trumps Wahlkampf mit, nun pflügt er sich wie ein Bulldozer durch die amerikanische Bürokratie.

In #SRFglobal versucht Sebastian Ramspeck, das Mysterium Musk zu entschlüsseln. Und geht der Frage nach, wie aus dem Techmogul ein Trumpist werden konnte.

Vom Unternehmer zum Utopisten

Aufgewachsen ist Musk in Südafrika, während der letzten, wütenden Zuckungen des Apartheid-Regimes. Mit 17 wandert er nach Kanada aus. Es ist auch eine Flucht vor seinem herrischen, gewalttätigen Vater. Schliesslich siedelt Musk in die USA über, sein Sehnsuchtsland.

Nach einem Bachelor in Wirtschaft und Physik zieht er das Unternehmertum den Elite-Unis vor. Im Silicon Valley schlägt die Stunde der Tech-Oligarchen, Musk mischt erfolgreich mit. Das Geld investiert er in den 00er-Jahren in seine Start-ups SpaceX und Tesla. Der Rest ist Geschichte.

Legende: Musk war Mitgründer des Online-Bezahldiensts Paypal. Der Verkauf an Ebay brachte ihm 165 Millionen Dollar ein. Tesla und SpaceX liessen ihn in die Riege der reichsten Menschen der Welt aufsteigen. Keystone/AP/Paul Sakuma

«Musk wird zur Ikone, über die USA und über die Wirtschaft hinaus», sagt Ramspeck. «Als politischen Menschen bezeichnet er sich aber nicht, trotz Sympathien für Hillary Clinton, Biden und Obama.»

Umso hochfliegender sind seine Pläne in der Wirtschaft: Er sieht sich auf einer Mission, die Welt zu verändern. Seine Teslas sollen Treiber der globalen Energiewende sein, mit SpaceX will er die menschliche Zivilisation ins All tragen.

Das «Woke-Virus» und die grosse Kränkung

Als politisches Erweckungserlebnis bezeichnet Musk den Moment, als er seinen Sohn an das «Woke-Virus» verliert, wie er es ausdrückt.

Legende: Die Geschlechtsangleichung seiner Transgender-Tochter Vivian Jenna Wilson sei gegen seinen Willen erfolgt, sagt Musk. Daraufhin habe er geschworen, das «Woke-Virus zu zerstören». Keystone/AP/Susan Walsh

Die Abwendung von der «radikalen Linken», wie sie Trump nennt, hat auch andere Gründe: 2021 lädt Joe Biden die CEOs der führenden US-Autokonzerne ins Weisse Haus ein. Der grosse Abwesende beim Gipfel zur Elektromobilität: Elon Musk. Der Tesla-Chef ist tief gekränkt – und bezeichnet den Präsidenten als «feuchte Sockenpuppe in menschlicher Form.»

Im Präsidentschaftswahlkampf 2024 macht Musk Stimmung gegen Biden und Harris. Als Trump um Haaresbreite einem Anschlag entgeht, erwacht sein politischer Feuereifer.

Doch was verbindet die beiden Männer, ausser ihren übergrossen Egos? «Sie haben rasch begriffen, dass sie eine perfekte politische Symbiose bildeten», sagt der internationale Korrespondent von SRF.

Musk pumpt 250 Millionen Dollar in Trumps Wahlkampf. Und er macht ihn in Kreisen wählbar, die bislang mit ihm fremdelten. Auch bei der jungen Tech-Elite im Silicon Valley, und all denen, die gerne dazugehören würden.

Umgekehrt profitiert Musk von der Nähe zu Trump – und damit der Macht: «Er hat Einfluss auf Entscheide, die seine eigenen Firmen betreffen», sagt Ramspeck. «Ihm geht es aber nicht nur um Geld und Macht: Er ist auch ein Überzeugungstäter.»

Manche sehen in Musk bereits den Schattenpräsidenten der USA. Einer von ihnen ist sein Sohn mit dem klingenden Namen X Æ A-Xii. Zumindest, wenn man den Spekulationen und Lippenlesern im Netz glaubt:

Du bist nicht der Präsident, du musst da weg!
Autor: (Angebliche) Aussage von Musks Sohn in Richtung Trump

Wie so oft bei Musk dürfte die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegen. Oder ganz woanders. Bis auf Weiteres bleibt er die Sphinx im Oval Office.

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