In den Verhandlungen Washingtons mit Kiew ereignet sich am Dienstag eine spektakuläre Wende. Die USA sagen wieder Militärhilfe und Geheimdienstinformationen zu und die Ukraine ist bereit zu einem umfassenden Waffenstillstand. Nun bietet die Türkei die Ausrichtung von Friedensgesprächen an.

Nach der Einigung zwischen Washington und Kiew auf eine Waffenruhe in der Ukraine hofft der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan auf eine "konstruktive" Antwort Russlands. "Wir betrachten die Annahme des Waffenstillstands durch die Ukraine als positiv und wichtig", sagte er bei einer Pressekonferenz mit dem polnischen Regierungschef Donald Tusk. "Nun hoffen wir, dass Russland konstruktiv reagieren wird", fügte Erdogan hinzu.

Die Haltung der Türkei zum Krieg in der Ukraine sei "vom ersten Tag an sehr klar" gewesen, betonte der türkische Präsident weiter. "Wir wollen kein weiteres Blutvergießen und wünschen uns, dass unsere beiden Nachbarn den Krieg durch einen gerechten Frieden beenden." Er schlug vor, dass die Türkei erneut Friedensgespräche ausrichten könnte. "Wenn die jüngste Entwicklung dazu führt, dass Russland und die Ukraine an den Verhandlungstisch zurückkehren, sind wir bereit, alle Arten von Beiträgen zu leisten, einschließlich der Ausrichtung von Gesprächen", erklärte der türkische Staatschef.

Tusk seinerseits sagte, dass die Türkei in einem möglichen Friedensprozess eine wichtige Rolle spiele. "Ich habe Präsident Erdogan einen klaren Vorschlag unterbreitet: dass die Türkei die größtmögliche Mitverantwortung für den Friedensprozess, für die Gewährleistung von Stabilität und Sicherheit in unserer gesamten Region übernimmt", betonte Tusk.

Am Dienstag hatte Kiew in Saudi-Arabien einem Vorschlag Washingtons für eine 30-tägige Waffenruhe im Krieg zwischen Russland und der Ukraine zugestimmt und sich bereit erklärt, unverzüglich Verhandlungen mit Russland aufzunehmen. Die USA verkündeten daraufhin, die nach dem Eklat zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus ausgesetzten Militärhilfen für die Ukraine wieder aufzunehmen.

US-Unterhändler auf dem Weg nach Moskau

Die Türkei, die sowohl zu Russland wie auch zur Ukraine gute Beziehungen unterhält, hat nach Beginn des Kriegs bereits mehrfach angeboten, eine Vermittlerrolle einzunehmen. Polen ist ein enger Verbündeter des Nachbarlandes Ukraine. Tusk hatte vor seiner Abreise aus Warschau erklärt, es sei "sehr wichtig", dass die Nato und die europäischen Staaten nach einem möglichen Waffenstillstand "simultan und effektiv die Stabilität (...) an der russisch-ukrainischen Grenze" gewährleisten. "Die Rolle der Türkei kann in dieser Hinsicht von entscheidender Bedeutung sein", sagte Tusk.

Russland hatte erklärt, es warte darauf, von den USA offiziell über den Vorschlag Waffenruhe-Vorschlag informiert zu werden. Beide Länder hatten sich jüngst um eine Annäherung bemüht. Laut Trump sind Unterhändler aus den USA bereits auf dem Weg nach Russland für Gespräche. Dies gab der US-Präsident vor Journalisten im Weißen Haus bekannt. Über den russischen Präsidenten Wladimir Putin sagte Trump: "Ich hoffe, er wird eine Waffenruhe eingehen."

Derweil wartet der Kreml nach eigenen Angaben darauf, von den USA über die Einigung mit der Ukraine auf eine 30-tägige Waffenruhe informiert zu werden. "Wir haben in den kommenden Tagen geplant, Kontakt mit dem Amerikanern zu haben, wobei wir damit rechnen, alle Informationen zu erhalten", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow vor Journalisten.

Am Donnerstag hatte Russland eine vorübergehende Waffenruhe noch als "absolut inakzeptabel" abgelehnt. Außenministeriumssprecherin Maria Sacharowa bezeichnete die Vorschläge aus Kiew als Versuch eines "todgeweihten Regimes (...), um jeden Preis einen Zusammenbruch an der Front zu verhindern". Die Ukraine würde eine solche Pause nutzen, "um ihre militärischen Fähigkeiten zu stärken".

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke