Als die US-Regierung am 15. März um 11.45 Uhr intern beschloss, die Huthis im Jemen zu bombardieren, saß der Chefredakteur der Zeitschrift „The Atlantic“, Jeffrey Goldberg, in seinem Auto und wusste von dem Plan. Er hat davon allerdings nicht durch akribische Recherche oder einen Whistleblower erfahren, sondern weil Trumps Nationaler Sicherheitsberater ihn versehentlich in eine Chat-Gruppe auf der App Signal hinzugefügt hatte.

Goldbergs daraus entstandener Artikel sorgt in Washington nun für Fassungslosigkeit, wie es zu solch einem Fehler kommen konnte. Und für Europa bieten die Nachrichten einen ernüchternden Einblick, wie negativ die persönliche Meinung von Vizepräsident J.D. Vance oder Verteidigungsminister Pete Hegseth über den Kontinent tatsächlich ist.

Los ging es, als Goldberg am 11. März auf Signal eine Kontaktanfrage von einem „Michael Waltz“ bekam. Ob echt oder nicht, der Journalist akzeptierte, in der Hoffnung, es handele sich um den realen Sicherheitsberater, der mit ihm Kontakt aufnehmen wolle. Zwei Tage später wurde er in eine Gruppe mit dem Titel „Houthi PC small group“ hinzugefügt. Die erste Nachricht las sich wie folgt: „Team – ich erstelle diese Gruppe, um unsere Aktion gegen die Huthis zu koordinieren, speziell über die nächsten 72 Stunden.“

US-Präsident Donald Trump hatte der Terrorgruppe im Jemen in den Tagen davor gedroht. Sie müssten die Angriffe gegen westliche Schiffe einstellen, oder „die Hölle wird über euch regnen, wie ihr es nie zuvor gesehen habt“, schrieb er auf seiner Online-Plattform „Truth Social“.

Goldberg blieb stiller Teilnehmer der Gruppe

Goldberg blieb ein stiller Teilnehmer der Gruppe. Über den Tag wurden Mitarbeiter diverser Regierungsbehörden hinzugefügt. Am 12. März stieß Vizepräsident Vance um 8.16 Uhr morgens eine Diskussion an, die für Europa hochrelevant ist. „Ich denke, wir machen einen Fehler“, schrieb er und sprach sich damit gegen den Militärschlag aus.

Seine Begründung: Drei Prozent des amerikanischen Handels gehe durch den Suezkanal, der Anteil des europäischen Handels liege bei 40 Prozent. „Ich bin mir nicht sicher, ob sich der Präsident bewusst ist, wie sehr dies im Widerspruch zu seiner derzeitigen Botschaft über Europa steht“, schrieb er.

Daraufhin entspann sich eine Diskussion, ob man den Schlag verschieben könne, in der Hegseth auf die Risiken einer Verzögerung hinwies. Die Antwort von Vance war klar: „Wenn du denkst, wir sollten es machen, machen wir es. Ich hasse es nur, Europa wieder aus der Patsche zu helfen.“

Eine Haltung, der sich Hegseth anschloss. „Ich teile deine Abscheu für Europas Schmarotzen. Es ist ERBÄRMLICH“. Trumps Berater Stephen Miller schaltete sich in das Gespräch ein und kündigte an, den Europäern klarmachen zu wollen, dass man nun eine Gegenleistung erwarte. Da müsse man hinterher sein, schrieb er und fragte: „Wenn Europa uns nicht entlohnt, was dann?“

Herber Schlag für europäische Hoffnungen

Es ist keine Überraschung, dass die US-Regierung unter Donald Trump kritisch gegenüber Europa eingestellt ist. Vizepräsident Vance hat seine ganze Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz damit zugebracht, dem Kontinent Vorhaltungen zu machen. Es war bereits in Trump erster Amtszeit die Hauptkritik an den europäischen Verbündeten, dass sie zu wenig für die gemeinsame Verteidigung täten. Entsprechende öffentliche Äußerungen, sei es von Trump oder von Vance, hatten jedoch auch immer das Ziel, dem heimischen Publikum die eigene Verpflichtung gegenüber dem Motto „America First“ zu beweisen.

Die Textnachrichten zeigen, dass Vance und Hegseth ihre Abneigung gegen Europa selbst ohne Aussicht auf öffentlichen Applaus zum Ausdruck bringen. Für etwaige Hoffnungen in europäischen Hauptstädten, das Verhältnis zu der US-Regierung, sei es beim Handel oder der Verteidigung, durch ein persönliches privates Gespräch zu kitten, dürften damit einen herben Schlag erfahren haben. Auf Goldbergs Nachfrage machte ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats klar, dass es keine Absicht war, den Journalisten an der Konversation teilhaben zu lassen. Man werde den Fall untersuchen, hieß es.

Als Hegseth am 15. März in der Mittagszeit schrieb, man werde in zwei Stunden die Huthis bombardieren und dies zur angegebenen Zeit tatsächlich geschah, wusste Goldberg, dass der Chat ein echter war. Nach Vollendung der Mission wurde gefeiert: „Gute Arbeit, Pete“, schrieb Außenminister Marco Rubio, „Ein guter Start“, schrieb CIA-Direktor John Ratcliffe. Und Michal Waltz antwortete mit drei Emojis: „“.

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