Proteste im Gazastreifen sind ungewöhnlich. Die Hamas geht hart gegen kritische Demonstranten vor. Nun gehen Tausende Palästinenser auf die Straßen. Es ist der größte Protest gegen die Terrororganisation seit Beginn des Krieges - doch nicht nur gegen die Hamas richtet sich der Unmut.
Die Proteste im Gazastreifen gegen den Krieg und die islamistische Hamas weiten sich aus. Augenzeugen zufolge demonstrierten Tausende Palästinenser in mehreren Orten des Gebiets, darunter in Beit Lahia und der Stadt Gaza im Norden sowie in Chan Junis im Süden des Küstenstreifens. Eine Mehrheit der Demonstranten habe auch gegen die Hamas protestiert, berichteten Augenzeugen.
Laut BBC griffen maskierte Hamas-Kämpfer bei einem der früheren Proteste ein und trieben die Demonstranten gewaltsam auseinander, wobei mehrere von ihnen angegriffen wurden. Einige der Männer waren demnach mit Gewehren bewaffnet, andere mit Schlagstöcken. Der Nachrichtenagentur AP zufolge gab es bei den jüngsten Protesten am Mittwoch jedoch keine direkten Eingriffe der Hamas.
Bereits am Dienstag hatten Hunderte Palästinenser, vor allem im Norden des Gazastreifens, protestiert. Dies ist äußerst ungewöhnlich, da die Islamistenorganisation Hamas dafür bekannt ist, hart gegen interne Gegner vorzugehen. Die Proteste richteten sich laut Augenzeugen zufolge vor allem gegen die Führer der Hamas im Ausland. Viele Demonstranten werfen ihnen demnach vor, sich nicht für die Bevölkerung des im Krieg weitgehend zerstörten Gazastreifens zu interessieren.
Palästinenser sind "wütend auf die ganze Welt"
Über einige Hamas-Leute ist bekannt, dass sie etwa in Katar ein Leben im Luxus führen. Die Lebensbedingungen im Gazastreifen sind dagegen katastrophal. In der Stadt Gaza trugen Demonstranten Transparente mit der Aufschrift "Die Hamas vertritt uns nicht". Dutzende Männer riefen Berichten zufolge: "Raus, raus, raus! Hamas geh raus!" Ähnliche Parolen wurden auch aus Beit Lahia im Norden des Gebiets gemeldet.
"Bei dem Protest ging es nicht um Politik. Es ging um das Leben der Menschen", sagte ein Demonstrant. "Wir wollen das Töten und die Vertreibung stoppen, egal um welchen Preis. Wir können Israel nicht daran hindern, uns zu töten, aber wir können die Hamas zu Zugeständnissen zwingen", sagte er. Ein anderer sagte: "Die Menschen sind wütend auf die ganze Welt, einschließlich der Vereinigten Staaten, Israel und der Hamas. Wir wollen, dass die Hamas diese Situation löst, die Geiseln zurückgibt und die ganze Sache beendet."
Israels Verteidigungsminister Israel Katz forderte die Menschen im Gazastreifen auf, von den Demonstrierenden in der Stadt Beit Lahia zu lernen. "Fordern Sie wie sie den Abzug der Hamas aus Gaza und die sofortige Freilassung aller israelischen Geiseln - nur so kann der Krieg beendet werden", sagte Katz.
Er kündigte zudem Einsätze in weiteren Gebieten des Gazastreifens an. "Sie werden aufgefordert, zu Ihrer eigenen Sicherheit die Kampfgebiete zu verlassen", sagte er in einer Videoansprache an die Bewohner des Küstenstreifens gerichtet. Israels Armee werde bald "mit voller Kraft in andere Gebiete Gazas einrücken".
Demonstrationen auch in Israel
Auch in Israel wurde am Mittwoch erneut demonstriert. Tausende protestierten gegen die rechts-religiöse Regierung des Landes und einen höchst umstrittenen Gesetzentwurf. Rund Zehntausend Israelis seien in Jerusalem auf die Straße gegangen, meldete die israelische Nachrichtenseite ynet. Die Zeitung "Haaretz" sprach bei einer Kundgebung vor dem Parlament von Tausenden Teilnehmern. Auch in Tel Aviv wurde demonstriert.
Die Organisatoren der Proteste erklärten, dass die Regierung "die Geiseln im Stich gelassen hat, Israels Sicherheit gefährdet und ohne mit der Wimper zu zucken aggressive und extreme Gesetze verabschiedet". Die Regierung habe dem israelischen Volk den Krieg erklärt, hieß es in einer Erklärung.
Anlass des neuen Protests war vor allem ein Gesetzesvorhaben der Regierung. Sie will die politische Kontrolle über den Ernennungsprozess von Richtern deutlich ausweiten. Kritiker in Israel sehen in dem Gesetzesvorhaben einen Versuch, die Demokratie zu untergraben. Oppositionspolitiker Benny Gantz soll Justizminister Jariv Levin laut mehreren israelischen Medien gewarnt haben, dass das Land "am Rande eines Bürgerkriegs" stehe.
Auch in den vergangenen Tagen hatte es immer wieder Proteste von Regierungsgegnern im Land gegeben. Sie fordern dabei auch ein Abkommen mit der Hamas, das die Freilassung der noch immer von Islamisten im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln vorsieht.
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