Trump ist seit Jahrzehnten Fan von Zöllen - mit ihnen will er die USA in eine glorreiche Zukunft führen. Doch nach dem Absturz der Börsen macht sich erkennbar Nervosität breit. Allerdings nicht beim Präsidenten.

Wenn es jemanden gibt, der fest an der Seite von US-Präsident Donald Trump steht, ist es Elon Musk. So war es zumindest in den vergangenen Monaten. Trump ernannte den Tesla-Chef zu seinem Beauftragten für Bürokratieabbau, und der stürzte sich wie die Axt im Walde in die neue Aufgabe. Doch jetzt weicht er plötzlich von der reinen Trump-Lehre ab: Musk spricht sich gegen Zölle gegen Europa aus.

"Ich hoffe, man ist sich einig, dass sowohl Europa als auch die Vereinigten Staaten meiner Meinung nach idealerweise zu einer Null-Zoll-Situation übergehen sollten, um eine Freihandelszone zwischen Europa und Nordamerika zu schaffen", sagte Musk in seiner Rede. Auf seiner Plattform X kanzelte er außerdem Trumps Handelsberater Peter Navarro ab. "Ein Doktortitel von Harvard ist etwas Schlechtes, nichts Gutes", schrieb er da unter ein Video, in dem Navarro Trumps Zölle erklärte.

Das war schon bemerkenswert, auch wenn die Erklärung recht simpel sein könnte. Musks Unternehmen Tesla wird von den Zöllen gegen China voll getroffen, seine E-Autos dürften erheblich teurer werden. In diese Kerbe schlug auch Navarro selbst. Musk wolle nur Autos verkaufen, ätzte er zurück. Falsch ist das sicher nicht. Doch die Tesla-Verkäufe leiden schon seit Monaten. Was auch an Musks Engagement für Trump liegt. Ginge es ihm zuallererst darum, Teslas zu verkaufen, hätte er sich womöglich gar nicht so eng mit Trump verbünden dürfen. Dass Musk die Zölle nicht mag, ist keine Überraschung. Dass er es laut gesagt hat, schon.

Milliardär kritisiert Trump

Auch ein anderer Milliardär, der Hedgefonds-Manager Bill Ackman, zeigte sich unzufrieden mit Trumps Zöllen. Auch er hatte den Republikaner im Wahlkampf unterstützt. "Dafür haben wir ihn nicht gewählt", schrieb er ebenfalls auf X. "Im Geschäftsleben geht es um Vertrauen", schrieb er. "Der Präsident verliert das Vertrauen von Wirtschaftsführern auf der ganzen Welt. Die Folgen für unser Land und die Millionen von Bürgern, die den Präsidenten unterstützt haben - besonders die Verbraucher mit geringem Einkommen, die bereits unter großem wirtschaftlichem Druck stehen, werden klar sein." Er forderte eine Zoll-Pause von 90 Tagen.

Auch einige Republikaner weichen offen von der Linie des Präsidenten ab. Vier republikanische Senatoren stimmten einer Resolution der Demokraten zu, mit der sie die Zölle verhindern wollten. Zwei von ihnen, Susan Collins und Lisa Murkowski, sind ohnehin die kritischsten Republikanerinnen im Senat. Auch der frühere Fraktionschef der Republikaner im Senat, Mitch McConnell, ist zwar sehr konservativ, aber dennoch ein Trump-Gegner. Rand Paul, wie McConnell aus Kentucky, hat ebenfalls stets Freihandel befürwortet und Trumps Zölle offen kritisiert.

Widerspruch von diesen vier "üblichen Verdächtigen" ist noch kein Hinweis auf einen tiefen Riss im MAGA-Lager des Präsidenten. Aber diese Kritiker könnten so etwas wie eine Wetterfahne sein, ein erstes Anzeichen eines Stimmungswechsels. Denn sie stimmten im Senat bisher meist so ab, wie Trump sich das wünschte. Tun sie es nicht, muss ihre Ablehnung wirklich groß sein.

Unzufriedenheit mit den Zöllen dürften sie auch von ihren Wählern gespiegelt bekommen. McConnells Heimat Kentucky beispielsweise könnte von Gegenzöllen der EU betroffen sein - dort wird beispielsweise der Jim-Beam-Bourbon produziert. Collins kommt aus Maine, Murkowski aus Alaska - beides Staaten mit zwischen Demokraten und Republikanern gemischter Wählerschaft. Beide müssen darauf achten, auch für gemäßigte Demokraten wählbar zu bleiben. Treibt es Trump zu wild, gehen sie daher bewusst auf Distanz.

Proteste am Wochenende

Und die Empörung unter den Demokraten wächst. Am Wochenende gingen Hunderttausende in mehreren Städten der USA auf die Straße und protestierten mit dem Motto "Hände weg!" gegen Trumps Maßnahmen. Ihnen ging es nicht nur um die Zölle. Auch Musks brachiale Methoden gegen echte und vermeintliche Ineffizienz der Bundesbehörden in Washington sorgt für Verärgerung. Schon zuvor hatten republikanische Abgeordnete die Wut der Bürger zu spüren bekommen - so sehr, dass ihnen geraten wurde, sich den Fragen der Bürger nur noch online zu stellen.

So hörbar die Kritik auch im erweiterten Trump-Umfeld ist - ebenso zahlreich und überzeugt wirft sich sein Umfeld in die Debatte, um die Zölle zu verteidigen. Trotz des Absturzes der Börsen behaupten Leute wie Handelsminister Howard Lutnick und der Wirtschaftsratsdirektor Kevin Hassett, die Zölle würden die USA reicher machen und reindustrialisieren.

Trump erwartet solche Loyalitätsbekundungen. Er will sich erst mal nicht bewegen, das machte er am Wochenende deutlich. Bei CNN sagte er, die USA hätten Europa einen hohen Zoll auferlegt und die Europäer kämen jetzt an den Verhandlungstisch. "Sie wollen reden, aber es wird keine Gespräche geben, ehe sie uns eine Menge Geld auf jährlicher Basis zahlen - für jetzt und für die Vergangenheit." Versöhnlich geht anders.

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