Mit multilateralen Zöllen will Donald Trump sich den globalen Handel zu US-Konditionen gefügig machen. So blickt die internationale Presse auf das Zoll-Geschehen:
„Nesawissimaja Gaseta“: „These von der Angleichung der Handelsbedingungen ist nur Maskerade“
Die russische „Nesawissimaja Gaseta“ glaub nicht, dass sich die Weltmärkte in absehbarer Zeit von Trumps Zoll-Maßnahmen erholen werden:
„Die Stabilisierung der Weltmärkte nach dem ersten Zollschock könnte schnell von einer neuen Krise abgelöst werden. Peking hat bereits angekündigt, dass es bereit ist, den Wirtschaftskonflikt mit den USA zu eskalieren, weil diese dem Rest der Welt das Recht auf Entwicklung wegnehmen. Gleichzeitig hat Donald Trump selbst bestätigt, dass seine These von der Angleichung der Handelsbedingungen nur Maskerade ist. Der amerikanische Präsident sagte ausdrücklich, dass er anderen amerikanische Waren aufzwingen wolle, um die Handelsbilanz zu verbessern. Es geht keineswegs um eine Angleichung der Handelszölle.“
„Rzeczpospolita“: „In Wirklichkeit baut er die weiche und harte Macht der USA ab“
Laut der polnischen „Rzeczpospolita“ verspielt Trump gerade viel Vertrauen und Macht:
„Wenn man sich heute die Auswirkungen dieser Präsidentschaft ansieht, bleiben nur Zweifel. Trumps Zollpolitik hat die Weltbörsen abstürzen lassen. Die USA sind von Inflation und Arbeitsplatzverlust bedroht. Protestmärsche ziehen durch die Straßen der amerikanischen Städte. In der Außenpolitik werden traditionelle Allianzen gebrochen. Die Glaubwürdigkeit der USA als Partner ist geschwächt. Die Verhandlungen über einen Waffenstillstand in der Ukraine haben bisher nur Enttäuschungen gebracht.
Anstelle der Rolle des Führers der freien Welt – Drohungen und Aggressionen gegen Verbündete. Anstelle der Rolle des Weltpolizisten – politisches und wirtschaftliches Abenteurertum. Wenn diese Merkmale der neuen US-Politik der Weg zurück zur Größe sein sollen, dann liegt Donald Trump falsch. In Wirklichkeit baut er die weiche und harte Macht der USA ab.“
„Sme“: „Supermacht, die sich gerade in eine faschistische Diktatur umwandelt“
Die slowakische Tageszeitung „Sme“ vergleicht die Trump-Bewegung gar mit der NSDAP:
„Die Vereinigten Staaten sind eine Supermacht, die sich gerade in eine faschistische Diktatur umwandelt. Die amerikanische Gesellschaft ist wehrlos, weil ihr Immunsystem nie mit einem solchen Angreifer konfrontiert war. Die Maga-Bewegung ist eine moderne nordamerikanische Version der deutschen NSDAP. Sie ist ebenso nationalistisch, rassistisch, stützt sich auf einen Auserwähltheits-Mythos, verbreitet Lügen und beansprucht Gebiete anderer Staaten.
Der 47. Präsident der Weltmacht hat die Weltordnung zerstört, die darauf beruhte, lieber zusammenzuarbeiten als zu erobern. (...) Der Handelskrieg, den Trump lostrat, ist nur ein Vorspiel eines echten Krieges, vergleichbar mit den hybriden Operationen Russlands vor der Invasion der Ukraine. (...) Wenn die Amerikaner so verarmen, dass sie beginnen unzufrieden zu werden, wird das Regime einen Krieg entfachen. Das ist eine übliche Lösung. Ein Krieg schweißt das Volk zusammen und zwingt es, den Diktator zu unterstützen, auch wenn es ihn nicht besonders liebt. Der eigene Diktator wird schließlich als kleinere Bedrohung empfunden als der Feind.“
„Wall Street Journal“: „Fehde veranschaulicht die konkurrierenden Fraktionen, die Präsident Trump beraten“
Zum Kampf um die Deutungshoheit über die Zoll-Maßnahmen, der gerade auch im Trump-Lager tobt, schreibt das „Wall Street Journal“:
„Elon Musk äußerte am Dienstag im Internet die Meinung, der Handelsberater des Weißen Hauses, Peter Navarro, sei „wirklich ein Idiot“ und „dümmer als ein Sack Ziegel“. Navarro hatte in einer Fernsehsendung gesagt, dass Tesla-Chef Musk kein echter Autohersteller sei, sondern nur ein „Montierer“ ausländischer Teile. (...)
Diese Fehde veranschaulicht die konkurrierenden Fraktionen, die Präsident Trump beraten und große Teile seiner politischen Koalition ausmachen. Welche Seite sich häufiger durchsetzt, wird wahrscheinlich darüber entscheiden, ob Trumps Wirtschaftspolitik erfolgreich ist. (...)
Grob gesagt repräsentiert Musk ein Segment von Trumps Koalition 2024 – nennen wir es Silicon-Valley-Maga (Make America Great Again) -, das so etwas wie libertär ist und die US-Wirtschaft befreien will, damit sie wachsen und die Zukunft dominieren kann, was allen Amerikanern zugutekäme. (...)
Navarro gehört dem Maga-Flügel von (Trumps früherem Chefstrategen) Steve-Bannon an, der die US-Industrie hinter die hohen Mauern der Zölle bringen will, die Trump jetzt auferlegt. Diese Fraktion misstraut Unternehmen, insbesondere Big Tech und Pharma.“
„Nepszava“: US-Wirtschaft wird nicht durch Zölle, sondern hausgemachte Probleme geschwächt
Für die ungarische „Nepszava“ lenken die Zölle von den wahren Problemen, die der US-Wirtschaft zu schaffen machen, ab:
„Donald Trump möchte als Superheld Amerika retten. Die letzte Woche von ihm verkündeten „wechselseitigen Zölle“ (...) sind nicht nur wirtschaftlich sinnlos, sondern auch gefährlich dumm. (...) Die US-Wirtschaft wird nicht durch chinesische oder europäische Zölle geschwächt, sondern durch eine schlechte Industriepolitik, durch die fehlende Finanzierung des Bildungswesens, durch verschärfte soziale Gegensätze und durch die Lückenhaftigkeit des sozialen Netzes.
Die Verhängung der Zölle zeugt lediglich von Trumps unendlich zurückgebliebenem Denken über die Wirtschaft. Die Welt vermag heute nicht mehr entlang nationalstaatlicher Reflexe zu funktionieren, weil die Wirtschaftsbeziehungen zu komplex geworden, zu sehr miteinander verflochten sind. Dieser Schritt kann eine Rezessionsspirale in Gang setzen, die nicht nur den USA, sondern auch Europa und den Entwicklungsländern wehtun wird.“
„De Tijd“: Zölle Äquivalent zum Bleichmittel, das Trump gegen Corona empfahl
Die belgische „De Tijd“ zieht einen Vergleich zwischen Trumps Zollpolitik und einer besonders bizarren Corona-Episode:
„Nur wenige dürften bestreiten, dass Trumps Sorge über den Niedergang eines Teils der US-Wirtschaft echt und berechtigt ist und dass er sie schon seit Langem hegt. Bereits in den 1980er Jahren bezahlte er Anzeigen in der Presse, um auf dieses Thema aufmerksam zu machen. Auch seine Warnungen vor dem Aufstieg und der Entfaltung der wirtschaftlichen Macht Chinas, für das er am Dienstag die Einfuhrzölle auf 104 Prozent erhöhte, wurden zu lange nur belächelt.
Doch Trumps wirtschaftliche „Medizin“ ist das Äquivalent zum Bleichmittel, das er während der Pandemie zur Injektion gegen das Coronavirus anpries: gefährlicher Unsinn. Er zerstört den Wohlstand und treibt andere Länder nur noch mehr in die Arme Chinas, das dadurch immer mächtiger wird. Und selbst wenn es eine Korrektur der US-Zölle geben sollte, bleibt die Unberechenbarkeit der Vereinigten Staaten eine schockierende Tatsache.“
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