Fast zwei Wochen liegt der beispiellose Eklat zwischen den Präsidenten der USA und der Ukraine im Weißen Haus zurück. Morgen setzen beide Länder ihre Gespräche fort - an neutralem Ort. Während sich Selenskyj erneut beteiligt, hält sich Trump jedoch zurück.
Saudi-Arabien ist am Dienstag Gastgeber von Gesprächen zwischen den USA und der Ukraine. Der diplomatische Vorstoß folgt auf einen Eklat beim US-Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Dabei hatten US-Präsident Donald Trump und sein Stellvertreter J.D. Vance Selenskyj am 28. Februar vor laufenden Kameras im Weißen Haus gedemütigt.
Saudi-Arabien hat sich als möglicher Verhandlungsort für Friedensverhandlungen zwischen Kiew und Moskau in Stellung gebracht - und auch als Ort für ein persönliches Treffen zwischen Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin.
Was ist die Ausgangslage?
Das Treffen zwischen Selenskyj, Trump und Vance lief vor der Augen der Weltöffentlichkeit vollends aus dem Ruder. Die drei Männer lieferten sich vor Journalisten einen zehnminütigen Streit. Trump warf Selenskyj Respektlosigkeit gegenüber den USA vor und unterstellte ihm, einen dritten Weltkrieg zu riskieren.
Selenskyj reiste schließlich ab, ohne ein Rohstoffabkommen zu unterzeichnen, das den USA Zugriff auf die seltenen Erden in der Ukraine gesichert hätte. Kiew hatte darauf gehofft, mit dem Deal dafür zu sorgen, dass die im Abwehrkampf gegen Russland dringend benötigten Militärhilfen weiter fließen.
Wo werden die Gespräche stattfinden?
Das saudische Außenministerium nannte in einer Mitteilung die Hafenstadt Dschidda am Roten Meer als Verhandlungsort. Warum die Stadt den Vorzug vor der Hauptstadt Riad erhielt, ist unklar. In Riad hatten am 18. Februar die ersten russisch-amerikanischen Gespräche stattgefunden. Dschidda war jedoch bereits in der Vergangenheit Schauplatz diplomatischer Treffen. Dort gibt es einige Königspaläste.
Das Außenministerium erklärte, Saudi-Arabien verfolge weiter "einen dauerhaften Frieden, um die Ukraine-Krise zu beenden". Aus dem Ministerium hieß es weiter: "Das Königreich hat diese Bemühungen in den vergangenen drei Jahren fortgesetzt, indem es viele Treffen zu diesem Thema veranstaltet hat."
Wer wird an den Gesprächen teilnehmen?
Selenskyj wird vor dem Gesprächsbeginn in Saudi-Arabien erwartet. Zuvor hatte er eine Reise in das Königreich verschoben, nachdem er in die benachbarten Vereinigten Arabischen Emirate gereist war, die ebenfalls als möglicher Veranstaltungsort für Friedensgespräche zwischen Kiew und Moskau in Betracht gezogen wurden. "Wir arbeiten weiterhin an den entsprechenden Schritten mit unseren Partnern, die Frieden wollen, die ihn genauso wollen wie wir", sagte Selenskyj. "Wir bereiten ein Treffen vor, um den Frieden zu beschleunigen und die Grundlagen der Sicherheit zu stärken."
Online schrieb er, dass ein mit ihm nach Saudi-Arabien reisendes Team an den Gesprächen teilnehmen werde. Diesem gehörten unter anderem sein Stabschef Andrij Jermak, Außenminister Andrij Sybiha und Verteidigungsminister Rustem Umerow an. Die US-Delegation sollte von Außenminister Marco Rubio angeführt werden. Dieser wollte sich auch mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman treffen.
Sybiha tauschte sich bereits am Freitag mit Rubio aus und sprach von einem "konstruktiven Telefonat". Das US-Außenministerium verlas eine nur zwei Zeilen umfassende Erklärung: Rubio habe unterstrichen, dass "Präsident Trump entschlossen ist, den Krieg so bald wie möglich zu beenden", und dass alle Seiten Schritte unternehmen müssten, um einen nachhaltigen Frieden zu erreichen.
Trump selbst gab sich an Bord der Regierungsmaschine Air Force One am Sonntag optimistisch. Er rechne mit "ziemlich guten Ergebnissen", sagte er zu Journalisten.
Warum Saudi-Arabien?
Seit seinem Machtantritt hat Kronprinz Mohammed im In- und Ausland eine aggressive Haltung eingenommen. Einen Tiefpunkt erreichte sein Image mit der Tötung des Journalisten Jamal Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul im Jahr 2018. Die USA und andere Staaten sind überzeugt, dass der Mord auf Anweisung des Kronprinzen erfolgte.
In den vergangenen beiden Jahren jedoch hat Mohammed eine Entspannung mit dem Iran erreicht, Selenskyj als Gast eines Gipfels der Arabischen Liga empfangen und sich an Verhandlungen über die Kriege im Sudan und im Gazastreifen beteiligt. Durch das Ölkartell Opec+ hat er Beziehungen zu Russland aufrecht erhalten, während westliche Länder Moskau mit Sanktionen belegten. Das hat Saudi-Arabien in der Rolle bestärkt, die es sich selbst zuschreibt: Anführer der sunnitisch-muslimischen Welt zu sein und eine dominante Kraft im Nahen Osten.
Die Ausrichtung der russisch-amerikanischen Gespräche und die Möglichkeit, Trump durch Investitionen und andere mögliche Treffen für seine erste Auslandsreise in dieser Amtszeit in das Königreich zu locken, werden Saudi-Arabiens Profil als neutrales Territorium für Verhandlungen von großer Tragweite nur weiter stärken. Eine autokratische Regierung, willfährige Medien und die Entfernung vom Kriegsgebiet machen es möglich, die Gespräche in dem streng kontrollierten Land und in relativ privater Atmosphäre zu führen.
Was bedeutet dies für den Krieg und für Europa?
Trump ist darauf fokussiert, irgendeine Art von Friedensabkommen zu erreichen, um den Krieg zu beenden. Seine Herangehensweise an die Ukraine beruhte bislang mehr auf Peitsche als auf Zuckerbrot. Er hat ihren Zugang zu Geheimdienstinformationen und Waffen eingeschränkt. Obwohl er Putin gegenüber versöhnlich auftrat, hat er wegen der unablässigen Attacken auf die Ukraine jüngst auch neue Sanktionen gegen Russland angedroht.
Sollten die USA und die Ukraine eine Art von Verständigung erreichen, die für Trump akzeptabel ist, könnte das die Bemühungen der US-Regierung um eine Befriedung des Ukraine-Konflikts beschleunigen. Unterdessen ist der Rest Europas weiter skeptisch, weil er bei den Gesprächen nicht berücksichtigt wurde. Die EU verständigte sich in der vergangenen Woche auf eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben und auf Milliardeninvestitionen in die Sicherheit.
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